Schnäppchen können teuer werden

Rom/Jesolo. Wer von Rom aus an den Strand nach Ostia fährt, kann ruhig das ein oder andere zuhause vergessen. Ob Badehose, Sonnenbrille, Getränke oder Uhr - man bekommt das alles vor Ort. Alle paar Sekunden treten Händler mit einem "Hello my friend" an das Badetuch heran und breiten ihre Waren aus

Rom/Jesolo. Wer von Rom aus an den Strand nach Ostia fährt, kann ruhig das ein oder andere zuhause vergessen. Ob Badehose, Sonnenbrille, Getränke oder Uhr - man bekommt das alles vor Ort. Alle paar Sekunden treten Händler mit einem "Hello my friend" an das Badetuch heran und breiten ihre Waren aus. Laut der Zeitung "La Repubblica" liegt es an der Wirtschaftskrise, dass in diesem Jahr noch mehr Händler an den Stränden zu erwarten sind. Doch weil vieles gefälscht ist, leben Verkäufer und Käufer gefährlich. So geschehen jetzt im norditalienischen Jesolo, einem der beliebtesten Badeorte für Deutsche und Österreicher an der Adria. Hier hat ein italienischer Zivilpolizist - verkleidet mit kurzer Hose, Unterhemd und Sonnenbrille - einer österreichischen Rentnerin ein Bußgeld von 1000 Euro aufgebrummt. Der Grund: "Ingrid", wie die Touristin in den Zeitungen genannt wird, hatte von einem fliegenden Händler aus Nordafrika eine kleine Tasche der Marke "Louis Vuitton" gekauft. Das Original kostet im Laden mehrere hundert Euro, "Ingrid" kaufte die Tasche für sieben. "Operation Fernglas" nennen die italienischen Zeitungen die erhöhte Wachsamkeit der Polizisten in Venetien, und es ist wohl kein Wunder, dass die Polizei nun zu Beginn der Urlaubssaison zugeschlagen hat: Schon vor einigen Jahren hatte die italienische Polizei einer Touristin in Rom ein Bußgeld verhängt - die Touristen sollten gewarnt sein. "Ingrid" musste jetzt als neues Exempel herhalten. "Es tut mir leid für die Touristin, aber in diesem Sommer gibt es keine Toleranz", meinte der für Sicherheitsfragen zuständige Stadtrat von Jesolo. Ob aber andere Gemeinden dem resoluten Beispiel Jesolos folgen, hängt davon ab, wie viel Personal die Polizei vor Ort zur Verfügung hat.Werden jetzt die Touristen verschreckt? Jesolo will nun 20 Zivilpolizisten für 15 Kilometer Strand aufbieten, doch der Hotelierverband ist wenig begeistert. Er entschuldigte sich in einer Stellungnahme bei Rentnerin "Ingrid" und will sogar die tausend Euro Bußgeld übernehmen - der gleichzeitig verhaftete Verkäufer wird dagegen in seine Heimat abgeschoben. Vielleicht geht es auch weniger grimmig: Der kleine Badeort Castiglione della Pescaia in der Toskana verleiht den Strandverkäufern eine Verkaufslizenz. "Wer von ihnen kauft, kann beruhigt sein, dass er keine gefälschten Waren ersteht und keine Straftat begeht", sagt Bürgermeisterin Monica Faenzi.

HintergrundBis zu 10 000 Euro Bußgeld sind laut Gesetz für den Kauf von gefälschter Ware in Italien möglich. Es ist jenes europäische Land, in dem die meisten gefälschten Markenwaren hergestellt werden. Produziert werden die gefälschten Taschen, Uhren und sonstiges vor allem in Neapel im Süden des Landes, in der Umgebung von Mailand und in Prato in der Toskana. 42 Millionen gefälschte Markenartikel wurden allein in den Monaten Januar bis April dieses Jahres von der italienischen Polizei konfisziert.maz

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