Die Kunst der Äußerlichkeit

Auf den Inhalt kommt es an: Wer würde das nicht unterschreiben? Und doch greift an Weihnachten jeder instinktiv zum Präsent mit der schönsten Verpackung. So ist es geradezu bestürzend, dass die Stiftung Saarländischer Kulturbesitz ernstlich plant, ihr seit Jahrzehnten bedeutsamstes Projekt, so stiefmütterlich zu verpacken, als wolle man den Erweiterungsbau des Saarlandmuseums eher verstecken denn präsentieren.

Die Platten, die der Rüsselsheimer Künstler Michael Riedel mit dem Segen einer Kunstjury anbringen will, wirken nicht bloß auf den ersten Blick so kalt und nüchtern wie ein schwarz-weiß gekachelter Waschraum. Riedels wesentliches Mittel ist die Schrift. Außer dem Wort "Museum" aber, welches plakativ in die weißen Riesenkacheln eingefräst wird, bleibt wenig Verständliches. Die übrigen Worte folgen, kryptisch verschränkt, einer Landtagsdebatte über den Anbau. Was soll daran attraktiv sein? In Zeiten, da andere Museen bereits durch ihre bloße Architektur Aufsehen erregen, Hingucker sind, auf die die Bevölkerung stolz ist?

Genau das aber, einen Riesen-Sympathieschub, hätte der Erweiterungsbau bitter nötig. Stattdessen heißt er bei vielen "Bunker" oder "Millionengrab"; der Bau ist zum saarländischen Synonym für anhaltenden Dilettantismus geworden. Schon deshalb müsste dieses neue Kunsthaus nach außen strahlen - mit einer spektakulären Fassade, die Verführung sein will zum Eintreten, Schauen und Staunen. Nach all der Zeit, die mittlerweile beim Vierten Pavillon vertan wurde, dem Steuergeld, das unnötig ausgeben wurde, sollte daher jetzt doch die Zeit sein, noch mal nachzudenken, ob das nun Vorgestellte wirklich schon das Bestmögliche sein kann. Denn ja, auch auf die Verpackung kommt es an.

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