Der Takt der Technik überfordert die Kunden

Saarbrücken · Clevere Verbraucher gehen in diesen Tagen nicht zur Internationalen Funkausstellung (Ifa ) nach Berlin, sondern zum Fachhändler ihres Vertrauens. Der ist gerade eifrig damit beschäftigt, mit Sonderangeboten die Läger zu räumen, um Platz zu schaffen für die neuesten TV-Geräte von der größten Fachmesse ihrer Art weltweit.

Fakt ist jedoch: Auch ohne die Ifa bekommt man beim Fachhändler hochmoderne, leistungsfähige Geräte mit guter Qualität. Nüchtern betrachtet muss man sogar feststellen, dass in diesem Jahr wenig brauchbare neue Trends in den Berliner Messehallen zu sehen sein werden. Die Elektronik-Branche tritt etwas auf der Stelle. Eine echte, bahnbrechende Neuheit, die das Geschäft auf Jahre hinaus positiv beeinflussen wird, zeichnet sich derzeit nicht ab.

Deshalb versucht man in Berlin, schon wieder mit einer neuen Fernseh-Übertragungstechnik für Furore zu sorgen. Denn angeblich ist das hochauflösende Fernsehen HD, an das wir uns gerade gewöhnt haben, bereits überholt. Und soll in den heimischen Wohnstuben möglichst durch das nochmals teurere UHD, also Ultra High Definition, ersetzt werden. Das liefert angeblich nochmals vierfach schärfere Bilder. Doch was meist verschwiegen wird: Es wird noch viele Monate dauern, bis genug Fernsehsender die neue Technik überhaupt übertragen und geeignete Sendungen ausstrahlen. Lediglich Sky will von Anfang an dabei sein und überträgt in den kommenden Monaten schon einige Fußballspiele und Filme in der neuen Technik.

Die Hersteller von Unterhaltungselektronik lassen traditionell nichts unversucht, an das Geld der Verbraucher zu kommen. Das geschieht allerdings mit sinkendem Erfolg. 2016 werden voraussichtlich nur noch 9,5 Milliarden Euro umgesetzt, ein Minus von fast einem Prozent gegenüber 2015. An diesem Ergebnis machen neue Fernsehgeräte mit 43 Prozent immer noch den Löwenanteil aus, das entspricht 4,13 Milliarden Euro .

Umgekehrt überholen erstmals die Hersteller von Smartphones, Computern und Tablets mit einem Umsatz von voraussichtlich 10,4 Milliarden Euro den Markt für Unterhaltungselektronik . Hier ergeben sich derzeit allerdings interessante Überschneidungen, von denen der Kunde vielleicht doch noch profitieren kann. Denn die Übertragungsgrenzen zwischen Medien verschwinden. Die Musik kommt aus dem Smartphone, wird von Dienstleistern wie Spotify oder Apple gegen Gebühr zur Verfügung gestellt und vom Kunden gestreamt. Der spielt seine Songs über den Fernseher und dessen Boxen, über eigens entwickelte Lautsprecher oder auch mit Bluetooth-Technik im Auto ab. Der Fernseher selbst wird immer mehr zum großen Archiv. Man kann Sendungen live sehen, doch immer mehr Menschen wollen dies zeitunabhängig tun. Möglich ist das über die Mediatheken der Sender, über You Tube oder andere Anbieter von Filmen und Serien. Die App-Lösungen, die man dazu braucht, sind jeweils im TV-Gerät eingebaut. Das alles geht aber bereits mit vielen Geräten, die schon am Markt sind.

Echte "Freaks" finden immer etwas auf der Ifa . Von neuen Boxen für den perfekten Kinosound bis zu Kühlschränken, die von selbst anzeigen, was nachbestellt werden muss. Doch brauchen wir das wirklich? Diese Frage stellt sich immer häufiger.

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