Auf allerhöchstem Niveau

Zwei deutsche Mannschaften spielen um den wichtigsten Titel, den ein Fußballverein gewinnen kann, die halbe Fußball-Welt schaut zu und ist beeindruckt von einem Duell auf höchstem Niveau. Das Finale der Champions League, das Bayern München verdient mit 2:1 gegen einen kaum schwächeren Herausforderer Borussia Dortmund gewann, war eine Demonstration feinster Spielkultur – von beiden Seiten.



Spätestens nach diesen berauschenden 93 Minuten im Wembleystadion zu London sollten sich weder der FC Barcelona noch Real Madrid grämen, im Halbfinale gegen die beiden deutschen Clubs ausgeschieden zu sein. Dortmund rauschte wie ein Wirbelwind durch diese Champions-League-Saison und hatte sich die Finalteilnahme ebenso verdient wie die Bayern den Titel. Auf die gesamte Saison gesehen, hat es keine bessere Fußball-Mannschaft auf diesem Planeten gegeben.

Der neutrale Zuschauer hat sich an diesem denkwürdigen Samstagabend wohl nur ein einziges Mal geärgert - als Arjen Robben in der 89. Minute den Siegtreffer erzielte. Nur zu gerne hätte man noch eine 30-minütige Verlängerung dieses Schauspiels gesehen - einfach, weil es so viel Freude bereitete. Die Chancen, solche Auftritte in den nächsten Jahren genießen zu dürfen, stehen bestens. Die Rot-Weißen bekommen mit Pep Guardiola einen der besten Trainer der Welt und mit Mario Götze das wohl größte deutsche Fußball-Talent des Jahrzehnts. Die Schwarz-Gelben aus Dortmund werden einen Großteil ihrer Transfer- und Prämien-Millionen wieder investieren und haben den Vorteil, eine vergleichsweise junge Mannschaft zu haben. Und sie besitzen in Jürgen Klopp einen geradezu besessenen Trainer, der es an der Seitenlinie wie kaum ein Zweiter versteht, seine Männer zu motivieren und das wirklich Allerletzte aus ihnen herauszukitzeln.

Dass nun alle Fußball-Welt die deutsche Nationalmannschaft zum großen Favoriten auf den Weltmeistertitel im kommenden Jahr in Brasilien ausruft, ist nach diesem Samstag geradezu logisch. Aber bei aller Euphorie sollte man sich vergegenwärtigen, dass viele der "Schlüsselspieler", die für das deutsche Champions-League-Finale gesorgt haben, nicht für Deutschland spielen, sondern für Frankreich (Franck Ribéry), die Niederlande (Arjen Robben) oder Polen (Robert Lewandowski).

Der 25. Mai 2013 wird als ein Tag in die deutsche Fußball-Geschichte eingehen, an dem die Bayernfans ihren vielleicht größten Sieg feiern durften, während die Dortmund-Anhänger sicher großen Hunger auf Revanche bekommen haben. 2015 findet übrigens das Champions-League-Endspiel in Berlin statt. "Ein guter Platz, um wieder ins Finale einzuziehen", findet Jürgen Klopp. Das finden wir auch.

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