Streit um Ticket-Verkauf Passionsspiele Oberammergau wehren sich gegen Viagogo

Oberammergau · Die Internetplattform Viagogo darf den Zweitverkauf von Tickets für die berühmten Passionsspiele von Oberammergau nicht mehr mit Hinweisen wie „ausverkauft“ oder „nur noch wenige Tickets verfügbar“ bewerben.

Das Oberlandesgericht München gab in zweiter Instanz den Passionsspielen recht, die dagegen geklagt hatten. Derartige Angaben seien irreführend, sagte der Vorsitzende Richter Andreas Müller.

Auch Aussagen wie „die günstigsten Tickets sind schon fast alle weg“ oder „weniger als ein Prozent der Karten für diese Veranstaltung sind noch übrig“ suggerierten Interessenten, dass sie rasch bestellen müssten, wenn sie ein Ticket ergattern wollten. Tatsächlich aber sage der Hinweis auf der Plattform nichts aus über die für die Passionsspiele insgesamt verfügbaren Karten. Zudem verfüge Viagogo nicht über fixe Kontingente, die ausverkauft sein könnten.

Vielmehr stellt Viagogo für Tickets – auch für Sportveranstaltungen, Konzerte oder Theateraufführungen – nur die Plattform zur Verfügung, auf der Dritte Karten anbieten können. Das Angebot kann also täglich wechseln. Auf Viagogo kosten die Passionsspiel-Karten teilweise mehr als 200 oder auch knapp 300 Euro. Direkt über die Passionsspiele zahlen Kunden für Einzelkarten zwischen 30 und 180 Euro.

Oberammergau wehrte sich auch gegen den Verkauf von besonders begehrten Karten für die Premiere am 16. Mai 2020. Dafür sind im freien Handel gar keine Tickets zu haben; die Plätze sind Ehrengästen oder Dorfbewohnern vorbehalten. Dennoch darf Viagogo die Karten weiter anbieten, entschied das Gericht. Premierengäste, die selbst nicht kommen wollen, könnten ihre Plätze über die Plattform anbieten.

Der Anwalt der Oberammergauer, Peter Endres, argumentierte hingegen, der Kunde erwarte, dass er die Tickets bei einem Kauf auch erhalte. „Tatsächlich kann der Anbieter diese Tickets, weil sie nicht im Verkehr sind, nicht schicken.“ Denn die Ehrenkarten werden erst kurz vor der Passion versandt. Viagogo bot auch am Donnerstag vier Karten für die Premiere an, zwei für 1321 Euro und zwei für 1586 Euro.

Das Landgericht München I hatte der Plattform bereits vor Monaten in erster Instanz untersagt, mit Aussagen wie „ausverkauft“ für den Ticketverkauf zu werben. Damals konnten Einzelkarten für bestimmte Aufführungen gar nicht vergriffen sein, weil der entsprechende Vorverkauf noch nicht begonnen hatte. Das Gericht hatte damals bis zu 250 000 Euro Ordnungsgeld angedroht. Endres sagte, hier müsse nun das Landgericht entscheiden, ob und in welcher Höhe Viagogo zahlen müsse.

Zur 42. Auflage der Passionsspiele im nächsten Jahr werden bei gut 100 Aufführungen knapp eine halbe Million Zuschauer erwartet.

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