Zum Tod von Rutger Hauer Erinnerungen, wie Tränen im Regen

Amsterdam · Der niederländische Schauspieler Rutger Hauer ist im Alter von 75 gestorben.

     Schauspieler Rutger Hauer, der eine Stiftung für Aids-Forschung gründete.

Schauspieler Rutger Hauer, der eine Stiftung für Aids-Forschung gründete.

Foto: AP/Victoria Will

Manchmal genügt eine einzige Rolle, um sich im Kinogedächtnis für immer einzubrennen: Rutger Hauer spielte im Film „Blade Runner“ (1982) einen Replikanten, eine Menschmaschine mit Bewusstsein, aber mit begrenzter Haltbarkeit – so programmiert von seinen menschlichen Erbauern. Er stirbt im Nieselregen eines düsteren Stadtmolochs, voller Erinnerungen an das, was er in seinem vier Jahre kurzen Leben gesehen hat. All das, sagt der Replikant im Film, sei nach seinem Tod dahin, „wie Tränen im Regen“.

In der internationalen Karriere des Niederländers, der im Alter von 75 Jahren gestorben ist, mag diese Szene (Hauer improvisierte den Text) sein größter Moment gewesen sein. Zu diesem Zeitpunkt hatte Hauer aber schon das Kino in seiner Heimat aufgerüttelt mit seinen lebensprallen, extremen Darstellungen in Filmen seines Landsmannes Paul Verhoeven: Die radikale Romanze „Türkische Früchte“, der Kriegsfilm „Soldat von Oranien“ und das Jugenddrama „Spetters“ machten in den 1970ern international Furore und brachten sowohl Verhoeven als auch Hauer nach Hollywood. Ein Jammer, das sich das kongeniale Paar 1986 beim rabiaten Mittelalterfilm „Flesh and Blood“ zerstritt.

Hauers Hollywood-Karriere verlief nach „Blade Runner“ konstant, aber nicht glanzvoll – der Fantasyfilm „Tag des Falken“ und der clevere Horrorfilm „Hitcher“ blieben seine bessere Kinofilme der 80er; ab da drehte er viele B-Filme, die direkt in der Videothek strandeten. Lohnendere Aufgaben fand Hauer im europäischen Kino: Er brillierte 1988 in „Die Legende vom heiligen Trinker“ nach Joseph Roth, bevor er sich wieder der B-Ware zuwandte. Aber auch in der war er stets ein  charismatischer  Darsteller,  stets mit einem Hauch Unberechenbarkeit und mit einer oft melancholischen Aura eines Menschen, der viel erlebt und gesehen hat – wie der Replikant in „Blade Runner“.

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