Vor der Premiere: Ballett im Staatstheater „Ich will kein Philipp Glass sein“
Saarbrücken · Der gebürtige Saarländer Dirk Haubrich hat die Musik für eine der drei Ballett-Choreografien komponiert, die am Samstag im Staatstheater ihre Premiere feiern.
Dirk Haubrich freut sich, denn zum ersten Mal erklingt seine Musik in der ehemaligen saarländischen Heimat – im Staatstheater (SST). Für das weltweit vielfach aufgeführte Tanzstück des bekannten tschechischen Choreografen Jirí Kylián „27’52“ aus dem Jahr 2002 (die Zahlen beziehen sich auf dessen Länge) hat Haubrich die Musik komponiert. Es ist eine der drei Choreografien, die am Samstag im SST Premiere haben. Zu sehen sind dann außerdem „Selon désir“ des griechischen Choreografen Andonis Foniadakis zur Musik der Chöre aus Johann Sebastian Bachs Matthäus- und Johannes-Passion. Und das neue Stück „Your passion is pure joy to me“ des Saarbrücker Ballettdirektors Stijn Celis, das sich zu Musik von Nick Cave dem Thema „Verlangen“ widmet. Es soll ein Abend voller Leidenschaft werden, verspricht das Staatstheater. Klar, bei dem Thema.
Aufgewachsen ist Dirk Haubrich in Heusweiler-Holz. Bald nach dem Abitur in Illingen zog es den heute 52-Jährigen in die Ferne: Er studierte in London und Den Haag elektronische Komposition – und zählt seit vielen Jahren zu den gefragten Komponisten vor allem fürs Ballett. Mit einer Arbeit für William Forsythe’s bekannte Frankfurter Compagnie startete Haubrich sozusagen seine Karriere. Gerade arbeite er mit Marguerite Donlon, der Vorgängerin von Celis als SST-Ballettdirektorin, an einem neuen Stück, erzählt Komponist Dirk Haubrich, der in Berlin lebt.
Was erwartet das Publikum nun musikalisch? Sicherlich keine leichte Kost, räumt der Komponist schmunzelnd ein. „Ich will kein Philipp Glass sein“, sagt er in Bezug auf dessen eingängige Kompositionen. Vielmehr bewege er sich mit seinen elektronisch erzeugten Klängen „immer ein bisschen auf des Messers Schneide.“ Will heißen: Die Hörer sind gefordert, die Töne zuweilen schräg und überraschend – und damit gerade passend zum zeitgenössischen Tanz, der eben auch oft sperrig daherkommt und dennoch fasziniert. Bei der Arbeit mit Kilian, für den Haubrich zwischen 2000 und 2009 insgesamt 15 Stücke komponiert hat, sei es immer auch um Reibung, Disharmonie und Konfrontation gegangen. Das spiegelt sich in den Tanzbewegungen. Die Musik müsse „in die Knie gehen“, habe Kilián gefordert, erinnert sich Haubrich an die gute Zusammenarbeit. Seine Musik soll „Türen öffnen“ für das Verständnis des Gesamtkunstwerks aus Bewegung, Musik, Licht und Bühnenbild. In Saarbrücken wird er persönlich den Soundcheck übernehmen.
Wer am Samstag bekömmliche Ballett-Häppchen erwartet, wird womöglich enttäuscht sein. Wer aber nach Intensität, Spannung und Leidenschaft verlangt, könnte auf seine Kosten kommen.
Karten: Tel. (06 81) 30 92 486.