Nachrufe Talk-Talk-Kopf & „Post-Rocker“: Mark Hollis tot

Berlin · (dpa) Seine Hits kennt jeder, der während der 80er mal im Radio oder in der Disco Musik gehört hat: „It‘s My Life“, „Such A Shame“, „Living In Another World“– es waren makellose Synthie-Pop-Ohrwürmer, die den jetzt mit 64 Jahren gestorbenen Sänger und Songwriter Mark Hollis in die Charts brachten.

Doch der schnelle Ruhm und selbst die Aussicht, mit seiner Band Talk Talk zum Weltstar zu werden – all das reichte dem Briten irgendwann nicht mehr. Hollis strebte nach Entschleunigung, Abstraktion, Klangraffinesse, mit einem Sound, der sich über Jazz und Neoklassik der Stille näherte.

So begründete er das neue Genre „Post-Rock“ und beeinflusste große englische Bands wie Radiohead, Elbow oder Porcupine Tree. Mit den Talk-Talk-Alben „Spirit Of Eden“ (1988) und „Laughing Stock“ (1991) wurde der 1955 im Londoner Stadtteil Tottenham geborene Künstler zum Helden der Pop-Avantgarde – und bald darauf zu einem rätselhaften Eremiten. Hollis sei nach kurzer Krankheit, von der er sich nicht mehr erholt habe, gestorben, bestätigte gestern sein langjähriger Manager Keith Aspden.

 Anfang der 80er hatten Talk Talk mit ihrem treibenden Synthie-Pop in der Nachfolge der britischen „New Romantics“ zunächst so gar nicht bahnbrechend gewirkt – eher wie eine Band vom Reißbrett für gut verkäuflichen Keyboard-Sound. Das erste Album hieß zwar „The Party’s Over“ (1982), doch mit den eher banalen Debütsongs ging die Party schnell richtig los. „Such A Shame“ kletterte in den Charts an die Spitze. Bald hatte man sich an Hollis‘ weinerlichen, nuschelnden Gesang gewöhnt, auch in der britischen Heimat und in den USA zündete das Quartett die nächste Stufe. Doch dann: Vollbremsung für Kommerz-Klänge.

 Die Verweigerung herkömmlicher Klänge zog Hollis bis zu seinem Soloalbum von 1998 mit fragilen, minimalistischen Melodien durch. Seine Entscheidung, nicht mehr aufzutreten, begründete er so: „Ich entscheide mich für meine Familie. Andere sind vielleicht dazu in der Lage, aber ich kann nicht auf Tournee gehen und zugleich ein guter Vater sein.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort