Asterix-Zeichner Uderzo gestorben Asterix und Obelix trauern um ihren Vater Albert Uderzo

Mit den beiden ungleichen Galliern ist der französische Zeichner weltberühmt gewor-den. Nun ist der Erfinder der Comic-Helden gestorben.

 Ein Hoch auf Asterix und Obelix! Vor acht Jahren kam Albert Uderzo (rechts) zu einem Kurzbesuch ins Weltkulturerbe Völklinger Hütte und schaute sich die Ausstellung „Asterix & die Kelten“ in der Gebläsehalle an. Begrüßt wurde der geniale Zeichner vom Hausherrn Grewenix, pardon, vom damaligen Welterbe-Chef Meinrad Maria Grewenig.  Foto: Oliver Dietze

Ein Hoch auf Asterix und Obelix! Vor acht Jahren kam Albert Uderzo (rechts) zu einem Kurzbesuch ins Weltkulturerbe Völklinger Hütte und schaute sich die Ausstellung „Asterix & die Kelten“ in der Gebläsehalle an. Begrüßt wurde der geniale Zeichner vom Hausherrn Grewenix, pardon, vom damaligen Welterbe-Chef Meinrad Maria Grewenig. Foto: Oliver Dietze

Foto: Oliver Dietze

Der Erfolg als Zeichner wurde Albert Uderzo nicht gerade in die Wiege gelegt. Der Sohn italienischer Einwanderer war farbenblind. Und er hatte sechs Finger an jeder Hand. Die Fehlbildung wurde ihm nach seiner Geburt am 25. April 1927 bereits früh entfernt. Mit dem anderen Problem musste er sich allerdings ein Leben lang herumschlagen, doch er wusste sich zu helfen. Damit Uderzo eine grüne Wiese nicht in leuchtend roten Farben bemalte, beschriftete er alle seine Buntstifte.

Und was wäre aus dem Jungen Albert geworden, hätte ihn nicht sein sieben Jahre älterer Bruder Bruno einst dazu gedrängt, seine Zeichnungen einem Pariser Verlag anzubieten? Dort publizierte er mit 14 seine ersten Arbeiten. So wurde Albert Uderzo zu einem der berühmtesten Zeichner der Welt. Am Dienstag nun ist die Comic-Ikone im Alter von 92 Jahren im Pariser Vorort Neuilly gestorben.

Seinen ersten Comic entdeckte Albert Uderzo einst nach eigenen Angaben in der französischen Tageszeitung „Le Parisien“. Fasziniert von den Abenteuern von Mickey Mouse begann er im Alter von zehn Jahren selbst Figuren mit großen Nasen zu skizzieren. Nach der Schule schlug sich Uderzo erst mal durchs Leben, arbeitete als Nachwuchszeichner und Bürobote in einem Verlag in Paris und landete nach dem Krieg für kurze Zeit unter anderem beim Trickfilm.

1951 folgt schließlich die alles entscheidende Begegnung, von der Uderzo im Lauf seines Lebens immer wieder erzählen muss. Er lernt den talentierten Texter René Goscinny kennen. Beide entdecken ihre gemeinsame Leidenschaft für Walt Disney und für Laurel und Hardy. Uderzo beschreibt die erste Begegnung als „wesentlich und entscheidend“ für sich. Für Goscinny soll sie eine Art gegenseitige Liebe auf den ersten Blick gewesen sein, wie „Le Monde“ schrieb. Sie hätten stundenlang miteinander geredet und beschlossen zusammenzuarbeiten.

Das kongeniale Duo produziert in den folgenden Jahren mehrere Serien und hat erste Erfolge mit Figuren wie dem Indianer Umpah-Pah oder dem Reporter Luc Junior. Nach einer Auseinandersetzung mit ihrem Arbeitgeber gründen die beiden eine Werbeagentur, in der am 29. Oktober 1959 die erste Ausgabe der Jugendzeitschrift „Pilote“ erscheint. Darin haben zwei ungleiche Gestalten ihre Premiere: ein kleiner, knollennasiger Antiheld und ein dicker, rothaariger Tollpatsch. Astrix und Obelix haben das Licht der Öffentlichkeit erblickt.

Uderzo und Goscinny ahnen, dass sie den Nerv der Menschen getroffen haben und veröffentlichen zwei Jahre später das erste Album „Asterix der Gallier“. In den folgenden Jahrzehnten werden weltweit rund 370 Millionen Exemplare der Serie verkauft. Übersetzt werden sie in über 100 Sprachen und Dialekte. Dabei sind die gallischen Helden, die mit List und Zaubertrank den Römern Angst und Schrecken einjagen, zuerst vor allem für die Franzosen gedacht. „Wir wollten etwas typisch Französisches schaffen, das sich von den amerikanischen Comics absetzt“, sagte Uderzo einmal. „Doch vermutlich haben wir mit unseren Geschichten etwas berührt, was alle Menschen trifft.“

Im November 1977 schien dann das jähe Ende von Asterix und Obelix gekommen. Mit nur 51 Jahren starb Goscinny bei einem Arztbesuch an einem Herzstillstand. Doch Uderzo beschloss, nach diesem Schock alleine weiterzumachen und auch die Texte für die Geschichten zu schreiben. Für eingefleischte Fans grenzte das an Blasphemie und die Kritiker bemängelten, den neuen Bänden fehle der ironische Witz der früheren Jahre. Doch die Leser blieben dem ungleichen Gallier-Duo treu. Das erste von Uderzo allein geschaffene Album „Der große Graben“ erschien 1980. Anfang 2009 zog er sich wegen seines Arthrose-Leidens zunehmend vom Zeichentisch zurück. Zwei Jahre später übergab er das Zepter ganz an jüngere Kollegen. Der erste Asterix-Band von Jean-Yves Ferri und Didier Conrad erschien 2013.

Nach seinem Rückzug machte Uderzo auch weniger schöne Schlagzeilen. Zuerst stritt er sich über Jahre mit dem Verlag Dargaud um die Rechte für die ersten 25 Asterix-Bände. Danach begann zwischen ihm und seiner Tochter Sylvie ein jahrelanger juristischer Kampf um das millionenschwere Asterix-Erbe, den beide erst 2014 beilegten. So fand er am Ende doch noch Frieden mit seiner Familie. Die ließ die Welt nun wissen, dass Albert Uderzo friedlich eingeschlafen sei. Er erlag demnach „einem Herzinfarkt, ohne Verbindung zum Coronavirus“.

Dieses Virus, das jetzt die Welt in Atem hält, haben die Asterix-Macher übrigens quasi vorausgeahnt. Im 2017 erschienenen Band „Asterix in Italien“ heißt nämlich der Bösewicht „Coronavirus“. Dabei handelt es sich um einen verschlagenen Wagenlenker mit goldener Maske, der im Auftrag von Julius Cäsar ein Pferdewagen-Rennen quer durch Italien gewinnen soll. Asterix und Obelix wollen den Sieg dieses bösartigen „Coronavirus“ auf jeden Fall verhindern. Eine der Zeichnungen in dem Comic zeigt eine jubelnde Menge, die „Coronavirus, Coronavirus“ schreit. Autor Ferri erklärte 2017 bei der Vorstellung des neuen Comics in Paris, sie hätten sich für den Namen „Coronavirus“ entschieden, weil der „böse“ klinge. Denn die Familie der Coronaviren galt auch als Auslöser der Sars-Epidemie von 2002 und 2003 mit hunderten Toten. Wer allerdings „Coronavirus“ in der deutschen Ausgabe von „Asterix in Italien“ sucht, tut dies vergeblich. Dort heißt der Wagenlenker Caligarius, und sein Beifahrer Bleifus und nicht Bacillus wie im französischen Original.

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