Elektro-Pionier DAF-Musiker Gabi Delgado ist tot

Saarbrücken · „Pionier der Neuen Deutschen Welle“ steht in einem Nachruf – was mindestens missverständlich ist. Gabi Delgado, Robert Görl und ihre Musik unter dem Bandnamen DAF (Deutsch Amerikanische Freundschaft) hatten nichts gemein mit der Kindergeburtstags-Sause von Hubert Kah oder mit Nenas 99 Luftballons.

 Gabi Delgado prägte die deutsche Elektronikmusik.

Gabi Delgado prägte die deutsche Elektronikmusik.

Foto: dpa/Jörg Carstensen

Wenn es eine Parallele gab zu den Zeitgenossen Anfang der 1980er, dann eventuell zum Minimalismus und einem Hang zu Dada von Trio. DAF, das waren – meist – wummernde  Elektrobeats, die durch Mark und Bein marschierten, untermauert von Görls explosivem Schlagzeugspiel; dazu Delgados atemloses Deklamieren von Zeilen wie „Tanz den Mussolini“ und literweise Bühnenschweiß. DAF war Elektronik-Avantgarde und eine Antithese zum klassischen Rock ebenso wie zum Punk, den Delgado, der eigentlich vom Punk kam, rasch zu konventionell und eben „rockig“ fand. Delgado ist am Sonntag in einem Krankenhaus in Portugal gestorben, völlig überraschend, wie es heißt; er wurde 61 Jahre alt.

In Spanien geboren, kam er mit seiner Familie in den 1960er Jahren nach Deutschland, lebte in mehreren Städten in NRW und tummelte sich künstlerisch vor allem in Düsseldorf, in den späten 1970ern eine Heimat von Punk, Krautrock und Avantgarde, mit Bands wie Neu! und Kraftwerk – damals ebenso vom legendären Produzenten Conny Plank betreut wie auch DAF, deren minimalistischen Sound er mitbestimmte. Die frühen Alben wie „Die Kleinen und die Bösen“ oder „Gold und Liebe“ sind Pioniertaten einer treibenden, sehr körperlichen  Elektromusik – und aufregend bis heute.

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