Musik ist Trumpf

Trier. Intendant Gerhard Weber stellte am Samstag im Theater Trier seine Inszenierung von Charles Gounods "Faust" vor, die 2007 in Kooperation mit der Opéra de Dijon dort Premiere hatte. Seine Konzeption ist unschwer nachvollziehbar: "Prima la musica". So dürfen die Sänger meist in Rampennähe agieren, das Bühnenbild unterstützt die Idee des Guckkastens

Trier. Intendant Gerhard Weber stellte am Samstag im Theater Trier seine Inszenierung von Charles Gounods "Faust" vor, die 2007 in Kooperation mit der Opéra de Dijon dort Premiere hatte. Seine Konzeption ist unschwer nachvollziehbar: "Prima la musica". So dürfen die Sänger meist in Rampennähe agieren, das Bühnenbild unterstützt die Idee des Guckkastens. Es ist gut bespielbar und sinnfällig.Kein modischer Schnickschnack, dafür kräftige Symbole: Das Kreuz, auf dem Kopf stehend, als unerbittlich pendelnder Zeitmesser, aufgerichtet über der Szene dräuend oder die reuige Sünderin bergend. Beim Liebesrausch aufblühende, leuchtende Riesenblumen, die dann mit hängenden Köpfen das böse Ende ankündigen. Mephisto darf in glutrotem Dampf der Unterwelt entsteigen, Marguerite haust nicht in stillem Kämmerlein, sondern als Gutmensch im Krankensaal. Denn sie ist Krankenschwester. Adréana Kraschewski sang sie hingebungsvoll und demütig zugleich. Im Jugendwahn gefangen ist Faust, den Svetislav Stojanovic mit stählernem Tenor dandyhafte Figur verlieh. Ist Méphistophélès gar ein Banker, der sich mit wohlfeil gefülltem Aktenkoffer den Faust kauft? László Lukács setzte seinen Bass mit vielen Zwischentönen ein, spielte herrisch bis schleimig und geriet nur aus der Fassung, als Marthe (komödiantisch und stimmschön Eva Maria Günschmann) ihm lüstern in den Schritt griff. Jugendfrisch Evelyn Czesla in der Hosenrolle des Siébel, charaktervoll Pawel Czekala als Wagner.Eine besondere Überraschung war Francis Bouyer, der mit strömendem Bariton dem Valentin stattliche Figur und sängerisches Profil verlieh. In hübschen Genrebildern agierte der vielbeschäftigte Chor, meist statisch geführt und auf Präzision bedacht. Die leider gestrichene Walpurgisnacht hätte wohl Möglichkeit zu lebhafterem Treiben geboten.Im Graben bemühte sich das Philharmonische Orchester um klangliche Delikatesse, lyrischen Ausdruck und rhythmisch-tänzerischen Schwung. Ein paar Streicher mehr hätten dem Klangbild gut getan. GMD Victor Pohl sorgte für ungestörte Koordination, intim Kammermusikalisches und immer wieder auch für orchestralen Glanz. Viel Szenenapplaus und noch mehr Vorhänge für einen anregenden Opernabend. fa Termine und Infos:Tel. (06 51) 718 18 18.

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