Mit hoher Gefühlstemperatur

Mettlach · Bei den Kammermusiktagen stellte sich am Sonntag ein junges Klavierquartett vor. Franziska Hölscher (Violine), Peijun Xu (Viola), Benedict Klöckner (Violoncello) und Martin Klett (Klavier).

Waren die beiden tiefen Streicher in sauberer, ausdrucksvoller Homogenität zu erleben, wurde bei der Geigerin mitunter instabile Intonation und Tongestaltung deutlich. Der technisch brillante Pianist war mit saftiger linker Hand wohl willens, einen weitaus größeren Saal zu füllen. So wurde der introvertierte und intime Tonfall von Mozarts Es-Dur-Quartett zu Erdenschwere und baßlastiger Fülle. Mahlers dramatischer Quartettsatz a-moll vertrug dies eher und wurde mit hoher Gefühlstemperatur über kammermusikalische Grenzen hinausgeführt. Ein kurzes, eruptives Quartett von Schnittke provozierte mit Dissonanzen und viel Fortissimo, bevor es versöhnlich und lieblich ausklingend in die Pause entließ.

20 Jahre hat Brahms zur Fertigstellung seines Opus 60 in c-moll benötigt. Es beschreibt das Ringen des Einsamen in auswegloser Situation und wird deshalb gerne "Werther"-Quartett genannt. Auch die vier jungen Musiker rangen intensiv um diese Musik, die Brahms' schmerzliche Liebe zur unerreichbaren Clara Schumann beschreibt. Kraftvoll trieben sie die Themen voran, formten Ausdruckssteigerungen und Schmerzausbrüche, fanden aber auch hinein in die wenigen zart-expressiven Momente. Die Streicher werden Ritardando-Übergänge sicher noch besser koordinieren können, denn das in den Tutti vom Pianisten angeführte Zusammenspiel hatte perfekten Zuschnitt.

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