Mehr Eile als Weile: Das 6. Studiokonzert der Radio Philharmonie

Saarbrücken · Beethoven, Grieg und Schubert standen am Freitag auf dem Programm des 6. Studiokonzerts der Deutschen Radio Philharmonie in Saarbrücken. Pianist Joseph Moog brillierte als Solist, Dirigent Nicholas Milton hinterließ einen zwiespältigen Eindruck.

Gut gefüllt war der SR-Sendesaal beim 6. Studiokonzert auf dem Halberg. Im Mittelpunkt stand Griegs Klavierkonzert. Mit 25 Jahren hat er es geschrieben, 27 Jahre alt ist der Solist Joseph Moog, der es mit der Deutschen Radio Philharmonie unter Leitung von Nicholas Milton zum Klingen brachte. Mit unverstelltem Zugriff, technischer Bravour und Tiefgang präsentierte der Pianist das Werk, dessen Herausforderung er brillant meisterte. Blutvoll legte Milton die Tuttis, aber auch die Begleitung an. Für den stürmischen Beifall bedankte sich der Pianist mit Liszts "Valse mélancolique".

Eröffnet hatte Milton, der designierte GMD des Staatstheaters mit Beethovens dritter Leonoren-Ouvertüre. Mit knackig-frischen Tempi, dominantem Blech und herzhaftem Zugriff war das ein echter Ohrenputzer. Doch was bei Beethoven und Grieg funktionierte, wurde bei Schuberts achter, der "großen" Sinfonie zum Verhängnis. Als fürchtete er die von Schumann so bewunderten "himmlischen Längen", hatte es Milton eilig, zog die Tempi durch, nahm sich kaum Zeit für agogisch gestaltete Übergänge. Schuberts Partitur ist zwar reich an Fortissimi, aber müssen sie alle so penetrant hart sein? Konnten die ebenso reichlichen Pianissimi nicht ernster genommen werden? Wo blieben die differenzierten Schichtungen der rhythmischen Ebenen, die Feinheiten des lyrischen Ausdrucks?

Die gnadenlose Akustik des Saals machte manche Stimmführungsprobleme deutlich. Überscharfe Punktierungen, magere Legati und forcierte Akzente trugen zum mitunter martialischen Gesamtbild bei. Eine echte Wiener Mélange aus Leben, Ausdruck, Licht und Schatten wollte sich nicht einstellen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort