Löscher tritt ab, Kaeser steigt auf

München · Der neue Siemens-Chef Joe Kaeser will nach dem Führungsstreit im Konzern für Ruhe sorgen. Der Aufsichtsrat wählte ihn einstimmig zum Nachfolger Peter Löschers.

Der Wechsel an der Siemens-Spitze von Peter Löscher zum neuen Hoffnungsträger Joe Kaeser ist geschafft. Nachdem der Österreicher nach vorangegangenem Machtkampf dem Aufsichtsrat nun doch seinen Rücktritt angeboten hat, wurde Finanzchef Joe Kaeser von dem Kontrollgremium gestern wie erwartet zum Nachfolger bestimmt. Einstimmig votierten die Aufseher für Kaeser. Löscher war über eine Serie von Rückschlägen - darunter die verspätete Lieferung von ICE-Zügen an die Deutsche Bahn und Verzögerungen bei der Anbindung von Windparks auf See - und zuletzt über eine neuerliche Gewinnwarnung gestürzt. Er scheide "in gegenseitigem Einvernehmen" aus dem Vorstand aus, erklärte Siemens. Kaeser hat nun vor allem ein Ziel: Nach den stürmischen Ereignissen der vergangenen Tage will er die Wogen bei Siemens wieder glätten. Dabei will Kaeser die vielen Probleme bei Siemens nun rasch in den Griff bekommen. Jedoch "werde ich nicht versuchen, Siemens neu zu erfinden", stellte er klar. "Unser Unternehmen ist bestimmt nicht in einer Krise und auch kein Sanierungsfall. Wir haben uns zuletzt aber zu viel mit uns selbst beschäftigt und etwas an Ertragsdynamik gegenüber dem Wettbewerb verloren."

Für Umsatz und Ertrag sieht er den Vergleich mit den Konkurrenten als das Maß der Dinge. Hier gebe es eine Lücke zu den Besten, die er schließen wolle, sagte Kaeser. Doch formuliert er deutlich vorsichtiger als sein Vorgänger. Löscher war an seiner Vorgabe von zwölf Prozent Gewinnmarge gescheitert. Derzeit kämen die Branchenbesten nur auf knapp elf Prozent, sagte Kaeser. Abschied nahm er auch von Löschers Umsatzziel von 100 Milliarden Euro. Das habe keinen Vorrang mehr. Derzeit kommt Siemens auf rund 80 Milliarden Euro. Wenn wie gegenwärtig konjunktureller Rückenwind ausbleibe, müsse sich Siemens verstärkt auf Produktivität und Innovation konzentrieren.

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