Lidl will Mindestlohn im Einzelhandel

Berlin/Saarbrücken. Der Lebensmittel-Discounter Lidl hat sich gestern für die Einführung von Mindestlöhnen im Einzelhandel ausgesprochen. Die Führung des Unternehmens schreibt in einem Brief an Rudolf Hickel, Chef des Instituts für Arbeit und Wirtschaft (IAW) in Bremen, im Einzelhandel müssten "unbedingt" Mindestlöhne eingeführt werden

Berlin/Saarbrücken. Der Lebensmittel-Discounter Lidl hat sich gestern für die Einführung von Mindestlöhnen im Einzelhandel ausgesprochen. Die Führung des Unternehmens schreibt in einem Brief an Rudolf Hickel, Chef des Instituts für Arbeit und Wirtschaft (IAW) in Bremen, im Einzelhandel müssten "unbedingt" Mindestlöhne eingeführt werden. "Damit würde die Möglichkeit und der Missbrauch von Lohndumping, der auch vereinzelt im Handel zu sehen ist, unterbunden", heißt es in dem Brief.Unterdessen hat der Vorsitzende der Arbeitnehmergruppe in der CDU-Bundestagsfraktion, Peter Weiß, die Position von Lidl zur Einführung von Mindestlöhnen im Einzelhandel grundsätzlich begrüßt und eine Regelung zur Allgemeinverbindlichkeit in Aussicht gestellt. "Wenn der Einzelhandel es schafft, einen konsensfähigen Mindestlohn über den Weg des Mindestarbeitsbedingungen-Gesetzes vorzuschlagen, dann würde ich das auch politisch für unterstützenswert halten", sagte Weiß unserer Zeitung.Heribert Jöris, Geschäftsführer des Hauptverbandes des Deutschen Einzelhandels (HDE), verweist auf bereits laufende Gespräche mit der Gewerkschaft Verdi. Derzeit werde gemeinsam an einer Reform gearbeitet, die 2011 den bisherigen Branchentarifvertrag ersetzen soll. Ein Baustein der Reform sehe vor, in der unteren Lohngruppe ein Mindestentgelt für alle Unternehmen der Branche verbindlich zu vereinbaren. Das wäre aus der Sicht des HDE eine Lösung. Allerdings seien noch viele Einzelheiten der Reform strittig. Zur Verdeutlichung des Stands der Verhandlungen griff Jöris gegenüber unserer Zeitung zu einem Vergleich aus der Autoindustrie: "Wir sind noch an der Karosserie. Welche Lackfarbe später drankommt, steht noch nicht fest."Auch für den saarländischen Landesverband Einzelhandel und Dienstleistung kam die Positionierung des Discounters Lidl zu Mindestlöhnen überraschend. Dessen Hauptgeschäftsführer Christoph Kleer setzt ebenfalls vorrangig auf die zwischen HDE und Verdi geplante Reform der Tarife. Einen staatlich festgesetzten Mindestlohn will Kleer dagegen nicht realisiert sehen. Arbeitgeber und Gewerkschaften als Tarifpartner hätten den besseren detaillierten Einblick in die Bedürfnisse der Branche. Außerdem bestehe die Gefahr, dass, je nach amtierender Bundesregierung, Mindestlöhne willkürlich verändert würden. Die Gewerkschaft Verdi an der Saar will alle Vorschläge zum Mindestlohn kritisch prüfen. Oberstes Ziel sei, die Lösung zu finden, die den Arbeitnehmern am meisten nutzt, erklärte Stefanie Nutzenberger von Verdi. afp/vet/ts

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