Lars Gustafsson liest am Dienstag in Saarbrücken

Mit dem Schweden Lars Gustafsson ist am Dienstag ein Schriftsteller von Weltrang im Saarbrücker Filmhaus zu Gast. In der Reihe „Böll&Hofstätter“ liest der 78-Jährige unter anderem aus seinem aktuellen Roman „Der Mann auf dem blauen Fahrrad“.

 Der Philosoph und Literat Lars Gustafsson. Foto: Pohnert/Hanser

Der Philosoph und Literat Lars Gustafsson. Foto: Pohnert/Hanser

Foto: Pohnert/Hanser

Der Tag, an dem Janne von seinem blauen Fahrrad fällt, ist kein guter. Oder, wie Lars Gustafsson schon im ersten Satz seines Romans lakonisch bilanziert: "Die Situation ist überhaupt nicht gut." Janne, dieser bemitleidenswerte, von der eigenen Frau als "ganz und gar untauglicher Mann" geschmähte Handelsvertreter der Firma Electrolux, müht sich mal wieder ziemlich erfolglos daran ab, eine Universal-Küchenmaschine unter die Bewohner der väastmanländischen Provinz zu bringen. In der Alleeauffahrt zu einem Herrenhaus gerät Janne, beladen mit dem monströsen Gerät, auf dem Rad ins Rutschen, stürzt, verstaucht sich die Hand und landet schließlich in dem Haus. Hier interessiert sich zwar niemand für sein eigentliches Anliegen, doch das verflüchtigt sich ohnehin schnell. Janne gerät über einer Reihe alter Fotos ins Träumen. Begünstigt durch sein "poröses Verhältnis zu dem, was die anderen hartnäckig für die ‚Wirklichkeit' hielten", beginnen die abgebildeten Personen, ein Eigenleben zu entfalten. Es verschwimmen Zeit- und Erzählebenen, Traum und Wirklicheit.

Der 78-jährige Lyriker, Philosoph und Romancier Lars Gustafsson gilt als eine der wichtigsten (nicht nur literarischen) Stimmen Schwedens, als Literat von Weltrang, der vor allem in Deutschland spätestens seit seiner in den 70ern erschienenen Romanpentalogie "Risse in der Mauer" viele Bewunderer hat.

Der typische Gustafsson-Sound, dieses behände Changieren zwischen Plauderton und philosophischem Tiefgang, zeichnet auch den aktuellen Roman aus. Inspirieren ließ sich Gustafsson zu "Der Mann auf dem blauen Fahrrad" von tatsächlich existierenden Fotos, die das Buch illustrieren. Der Autor hat sie im Nachlass seines Vater entdeckt - schreibt er zumindest im Nachwort. Nach dem Lesen dieses kleinen, charmanten literarischen Verwirrspiels ist man sich da nicht mehr so sicher.

Lars Gustafsson : Der Mann auf dem blauen Fahrrad. Träume aus einer alten Kamera. Hanser Verlag, 192 Seiten, 17,90 Euro.

Am Dienstag, 20 Uhr, liest Gustafsson im Saarbrücker Filmhaus Gedichte und Ausschnitte des Romans. Karten (9/5 Euro) unter Tel. (06 81) 95 80 54 64.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort