Finkes ständiger Kampf

Natal · Mit 66 Jahren fängt für Volker Finke heute ein neues Fußball-Leben an. Bei seiner ersten Weltmeisterschaft muss Kameruns Nationaltrainer allen voran Superstar Samuel Eto'o bändigen. Heute startet sein Team gegen Mexiko.

Eine eigene Luxus-Suite für Samuel Eto'o? Ausnahmsweise. Frauen-Besuch auf dem Zimmer? Gott bewahre. Mit einer Mischung aus Zuckerbrot und Peitsche versucht Volker Finke, bei der Weltmeisterschaft in Brasilien Kameruns Superstar in den Griff zu bekommen. Denn ohne einen gut gelaunten Eto'o ist seine Mannschaft nur die Hälfte wert - und Finke vielleicht schon bald seinen Job los.

Immerhin 66 Jahre alt musste Finke werden, um heute (18 Uhr/ZDF) in Natal gegen Mexiko erstmals hautnah eine WM zu erleben. "Wenn ich auf mein Alter schaue, ist es ein Glücksfall, noch einmal an so einem Ding teilzunehmen", sagt der ehemalige Lehrer. Und dafür nimmt er auch ständige Querelen in Kauf. So wie am vergangenen Wochenende, als sein Team plötzlich mehr Geld forderte und den Abflug nach Brasilien erst nach 24-stündigen Verhandlungen antrat.

Dort aber verging Eto'o und Co. schnell das Lachen. Zwar wohnt der 33 Jahre alte Star des FC Chelsea in einem von nur sechs Luxus-Zimmern, doch mehr Spaß weiß Finke zu verhindern. Alle Flure des Sheraton-Hotels in Vitoria werden mit Kameras überwacht. "Die Anweisung kam vom Trainer. Er hat Zugang zu allen Aufnahmen. Kein Spieler kann Frauen mit aufs Zimmer nehmen", verriet der Hotel-Direktor in einem Interview.

So ist er eben, der Volker Finke. Ein Freund der Disziplin, und der Erfolg gibt ihm recht. 16 Jahre lang trainierte er ohne Unterbrechung den SC Freiburg, das ist Bundesliga-Rekord. Ein Vereinstrainer aus dem Bilderbuch - doch dann kam der Anruf aus Kamerun. "Afrika hat mich schon immer gereizt", sagt Finke.

Seit 13 Monaten hält er sich jetzt im Amt. Das ist durchaus beachtlich angesichts des nicht leicht zu bändigenden Eto'o, der gerne bei der Aufstellung ein Wörtchen mitreden würde, und der Fußball-Ikone Roger Milla (62), die gerne mal erwähnt, dass Kamerun "keinen ausländischen Trainer" braucht. Finke muss all das irgendwie schlucken und ausblenden. "Mexiko, der Einstieg zur WM, ist das Wichtigste", sagt er. Sollte schon der Auftakt schief gehen, droht Gegenwind. "Kamerun hat 20 Millionen Fußballer und 25 Millionen Nationaltrainer. Man muss sich bewusst sein, dass in solchen Konstellationen auch schnell Stimmung gemacht werden kann", sagt Finke.

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