Jeder probt für sich allein

Saarbrücken · Mit dem Stück „SubsTanz 13: Chansons“ ist die Donlon Dance Company ab Samstag auf der Bühne der Alten Feuerwache in Saarbrücken zu sehen. Die Choreografen vertanzen auch Lieder ihrer jeweiligen Heimat.

 Youn Hui Jeon (vorn), Masayoshi Katori (Mitte) und Lucyna Zwolinska. Foto: Kerstin Krämer

Youn Hui Jeon (vorn), Masayoshi Katori (Mitte) und Lucyna Zwolinska. Foto: Kerstin Krämer

Foto: Kerstin Krämer

"Wir Tänzer sind sehr dankbar, dass wir bei einem solchen Format die Möglichkeit haben, uns unter professionellen Bedingungen als Choreografen auszuprobieren", sagt die Koreanerin Youn Hui Jeon. Sie meint die alljährliche Plattform "SubsTanz", die Ballettdirektorin Marguerite Donlon 2001 bei ihrem Amtsantritt am Saarländischen Staatstheater einführte. Die kommende zwölfte Ausgabe der Reihe steht unter dem von Donlon vorgegebenen Motto "Chansons", wobei der Begriff weiter gefasst wurde als ursprünglich vorgesehen: Die insgesamt zwölf Choreografen aus den Reihen der Donlon Dance Company beschränken sich nicht auf originär französischsprachiges Liedgut, sondern lassen auch Lieder ihrer jeweiligen Heimat vertanzen. Dabei hat das Ensemble freie Hand: Es gibt keine Absprachen, jeder probt für sich allein - was die anderen planen, wird frühestens der erste gemeinsame Durchlauf zeigen.

Youn Hi Jeon lässt es klassisch angehen: Sie inszeniert ein Solo zu Edith Piafs "La vie en rose" und hegte anfangs Zweifel: "Darf man einem so bekannten Chanson eine Choreografie aufzwingen?" Der Experimentierwille siegte zugunsten einer "konzeptionellen" Annäherung: Tänzerin Liliana Barros wird das Ganze in einem komplett weißen Bühnenbild eher reduziert umsetzen. "Es geht ja um das Fühlen, nicht um Bewegung", erläutert Youn Hi Jeon. Dass sich koreanische Einflüsse in ihre Arbeit einschleichen, will sie nicht ausschließen - beabsichtigt ist es nicht.

Auch bei ihrer Kollegin Lucyna Zwolinska dreht sich alles um die Liebe, doch möchte die Polin verschiedene Facetten von Verliebtheit über Blindheit bis zu Obsession herausstellen. Dafür choreografiert Zwolinska fünf Tänzer in folkloristischen polnischen Kostümen zu zwei Titeln ihres Landsmannes Marek Grechuta. Die Songs des Liedermachers unterstreichen, dass in Polen die Form des traditionellen Textchansons aufgegriffen wurde.

Der auch bereits SubsTanz-erfahrene Japaner Masayoshi Katori hat sich für zwei Lieder aus seiner Heimat Nippon entschieden - eines davon eine turbulent swingende Big-Band-Nummer mit Gesang, die Tempo fordert und die beiden Tänzerinnen Miki Wakabayashi und Sarah Philomena Schmidt in der Probe völlig außer Puste bringt. Es geht um Atmosphäre: Masayoshi Katori orientiert sich nicht an der tatsächlichen Bedeutung des Textes, er spielt mit dem Klang der Sprache und möglichen Assoziationen. Auch bei Bühnenbild und Kostümen setzt er nicht auf Authentizität, sondern auf Abstraktion und die Wirkung von Licht und Farben.

Uraufführung "SubsTanz 13: Chansons": Samstag, 22. Juni, 19.30 Uhr, Alte Feuerwache. Wieder: 25. und 30. Juni. Karten: Tel. (06 81) 3 09 24 86, Infos: www.saarlaendisches-staatstheater.de

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