Kirchen streiten über Ehe und Familie
München/Hannover · Die evangelische Kirche modernisiert ihr Familienbild und würdigt neben traditionellen Ehen ausdrücklich homosexuelle Partnerschaften. Katholiken warnen vor Gleichmacherei der Lebensformen.
Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) rückt von der traditionellen Ehe als Norm des Zusammenlebens ab und stößt damit auf Kritik von katholischer Seite. Der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Alois Glück, warnte gestern davor, Ehe und Familie mit anderen Modellen gleichzustellen.
Der EKD-Ratsvorsitzende Nikolaus Schneider hatte am Mittwoch eine neue "Orientierungshilfe" veröffentlicht. Darin ruft die evangelische Kirche zur Unterstützung auch anderer Lebensformen wie der Homosexualität oder Patchwork-Familien auf. "Angesichts des tief greifenden sozialen und kulturellen Wandels ist auch die Kirche aufgefordert, Familie neu zu denken und die neue Vielfalt von privaten Lebensformen unvoreingenommen anzuerkennen und zu unterstützen", heißt es in dem Text mit dem Titel "Zwischen Autonomie und Angewiesenheit - Familie als verlässliche Gemeinschaft stärken".
ZdK-Chef Glück sagte dagegen, die EKD erwecke den Eindruck, "alles ist möglich, und alles ist irgendwie gleichwertig". So werde die Zusammenarbeit von Katholiken und Protestanten in der Familienpolitik erschwert. Das ZdK ist das oberste Gremium der katholischen Laien in Deutschland.
Der katholische "Familienbischof" Franz-Peter Tebartz-van Elst mahnte, die Orientierungshilfe führe zu einer sehr starken Relativierung der lebenslang geübten Treue in Ehe und Familie. Im Kölner Domradio äußerte er sich besorgt darüber, dass Katholiken und Protestanten "bei essenziellen Fragen, zu denen das Zeugnis von Christen in unserer Gesellschaft gefragt ist, immer weniger zusammenkommen".
Kritik am EKD-Papier kam aber auch von Teilen der evangelischen Kirche. Der Vorsitzende der "Konferenz Bekennender Gemeinschaften", der Hamburger Pastor Ulrich Rüß, erklärte, es stehe im Widerspruch zu "eindeutigen Bibel- und Bekenntnisaussagen".