HP-Chef stolpert über Liebschaft

Palo Alto. Wenn es um die Liebe geht, kann auch ein Zahlenmensch seinen Kopf verlieren. Bei Mark Hurd ist wohl genau das passiert. Wegen einer Liebschaft im Konzern muss er nun den Chefposten räumen. Hurd habe es "deutlich an Urteilsvermögen mangeln lassen", lautete die ungeschönte Einschätzung von HP-Chefjustiziar Michael Holston

Palo Alto. Wenn es um die Liebe geht, kann auch ein Zahlenmensch seinen Kopf verlieren. Bei Mark Hurd ist wohl genau das passiert. Wegen einer Liebschaft im Konzern muss er nun den Chefposten räumen. Hurd habe es "deutlich an Urteilsvermögen mangeln lassen", lautete die ungeschönte Einschätzung von HP-Chefjustiziar Michael Holston. Hurd selbst hatte den Juristen vor vier Jahren geholt, um einen Bespitzelungsskandal im Unternehmen aufzuklären. In den vergangenen Wochen nun förderte Holston Unrühmliches über Hurd ans Tageslicht. "Mark hatte eine enge persönliche Beziehung zu der externen HP-Mitarbeiterin, die von seinem Büro engagiert wurde. Und er hat diese Beziehung dem Verwaltungsrat niemals mitgeteilt", sagte Holston bei einer Telefonkonferenz. Die Frau habe zwei Jahre lang als Beraterin an Marketingprojekten mitgewirkt. Im Zuge der Untersuchung seien fragwürdige Abrechnungen aufgetaucht. Laut "New York Times" hatte Hurd die Frau bereits nach zwei Gesprächen persönlich eingestellt. Schon beim zweiten Mal hätten die beiden sich zum gemeinsamen Abendessen getroffen - und anschließend im gleichen Hotel übernachtet. Zwischen dem Herbst 2007 und dem Herbst 2009 habe die Frau dann für das Unternehmen Termine weltweit wahrgenommen. Nach den Veranstaltungen habe sie oft alleine mit Hurd zu Abend gegessen. Pro Termin habe sie zwischen 1000 und 10 000 Dollar kassiert. Bei seiner Spesenabrechnung habe Hurd die Dame aber verschwiegen - und stattdessen angegeben, er habe alleine oder mit einer anderen Person am Tisch gesessen. Das wurde ihm zum Verhängnis. Um die Spesensumme an sich - es sollen maximal 20 000 Dollar gewesen sein, ging es dabei nicht. Das Vertrauen sei zerstört, sagte Chefjustiziar Holston. Spesenbetrug hätte Hurd mit seinem Millionengehalt auch nicht nötig gehabt. Doch Hurd ist verheiratet, und die Treffen auf Firmenkosten schienen dem Manager offenbar die einzige Möglichkeit, die Frau ohne Gefahr zu sehen. Die Affäre flog auf, als die Frau Ende Juni den HP-Chef bezichtigte, sie sexuell belästigt zu haben. Warum sie ihn anschwärzte, ist unklar. Der Verdacht der sexuellen Belästigung stellte sich jedenfalls als haltlos heraus. Hurd selbst schweigt zu den Details. Er ließ lediglich wissen, er habe seine und die Prinzipien des Unternehmens verletzt. Dafür muss er nun gehen. Immerhin bekommt Hurd ein Trostpflaster zum Abschied: eine Abfindung über 12,2 Millionen Dollar in bar. Meinung

Schlimmer als Diebstahl?

Von SZ-RedakteurJoachim Wollschläger Mark Hurd hätte besser goldene Löffel geklaut, das hätte ihm das Unternehmen vielleicht sogar noch verziehen. Eine verborgene Liebschaft aber toleriert die amerikanische Gesellschaft bei einem verheirateten Mann nicht. Das musste der HP-Chef wissen. Und deshalb sollte ihm bewusst gewesen sein, welches Risiko er einging. Als Saubermann sollte er das HP-Image nach einer Bespitzelungsaffäre aufpolieren. Nun haben ihn eigene Fehler zu Fall gebracht.

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