"Horace" und der beherzte Zugriff

Saarbrücken. Krieg herrscht zwischen Rom und dem benachbarten Alba. Um das Blutvergießen zu begrenzen, soll nun ein Kampf Mann gegen Mann, Drei gegen Drei, die Sache entscheiden. Doch die, die es trifft, je drei Brüder aus zwei Familien, sind ausgerechnet miteinander befreundet, verschwippt und verschwägert

Saarbrücken. Krieg herrscht zwischen Rom und dem benachbarten Alba. Um das Blutvergießen zu begrenzen, soll nun ein Kampf Mann gegen Mann, Drei gegen Drei, die Sache entscheiden. Doch die, die es trifft, je drei Brüder aus zwei Familien, sind ausgerechnet miteinander befreundet, verschwippt und verschwägert. Das ist die Ausgangssituation in "Horace" von Pierre Corneille (1606-1684). Der Held erringt zwar den Sieg für Rom, doch er stürzt seine Familie ins Unglück und erschlägt vor Wut seine Schwester. Vor Gericht spricht man ihn frei.Die Tragödie um Pflichtgefühl und Staatsräson versus Menschlichkeit im alten Rom, mit der sich Corneille, Hauptvertreter der französischen Klassik, einst Kardinal Richelieu geneigt machen wollte, wird auf deutschen Bühnen so gut wie nie gespielt. Schon Goethe mochte die französischen Klassizisten wegen ihrer strengen Regeln, die etwa die Einheit von Ort, Handlung und Zeit forderten, nicht und zog ihnen den "lebendigeren" Shakespeare vor.

"Man muss sich ja erstmal davon lösen, was ein Stück zu seiner Zeit können musste", sagt Daniela Kranz, die "Horace" jetzt im engen Teamwork mit ihrer Stamm-Ausstatterin Jutta Burkhardt für das Saarländische Staatstheater inszeniert. Ihre Fähigkeit zum beherzten Zugriff hat Regisseurin Kranz etwa bei Katharina Rögglas "Draußen tobt die Dunkelziffer" schon bewiesen. Wenn man sie wie eine Partitur behandele, meint Kranz, seien Rögglas Textflächen und Corneilles Alexandriner gar nicht so weit voneinander entfernt. An Corneille gefällt ihr auch "die totale Verdichtung", die er mit der Einheit von Ort, Handlung und Zeit hier erreiche. Und gleichzeitig gebe er seinen Figuren sehr viel Raum. Auch das Thema sei uns doch gar nicht so fern, finden Kranz und Burkhardt. Es gehe um "Kollateralschäden", um die Frage "Was ist uns ein Sieg wert?" und um den Begriff des "Heldentums". "Auch in Afghanistan hat man ja die gefallenen Soldaten zu Helden erklärt", so Kranz. Obwohl es derzeit eine große Auswahl gebe, habe man bewusst darauf verzichtet, das Stück auf einen bestimmten kriegerischen Konflikt zu beziehen. sbu

Premiere: Samstag, 19.30 Uhr, SST. Tel. (06 81) 309 24 86.

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