"Zu kostbar sei der Ruhm …"

schauspiel · Alba und Rom stehen vor einer entscheidenden Schlacht, bei der der alleinige Herrscher über beide Reiche bestimmt werden soll. Doch den Kriegsparteien wird bewusst, dass sie über die feindlichen Grenzen hinweg viele familiäre Verbindungen haben. Also befragen sie die Götter, die ihnen auftragen, dass drei ausgewählte Kämpfer pro Partei stellvertretend den Siegeskampf ausfechten sollen

Alba und Rom stehen vor einer entscheidenden Schlacht, bei der der alleinige Herrscher über beide Reiche bestimmt werden soll. Doch den Kriegsparteien wird bewusst, dass sie über die feindlichen Grenzen hinweg viele familiäre Verbindungen haben. Also befragen sie die Götter, die ihnen auftragen, dass drei ausgewählte Kämpfer pro Partei stellvertretend den Siegeskampf ausfechten sollen.Doch in dieser Auswahl zeigt sich das ganze Elend: Horace, Römer, ist mit Sabine aus Alba verheiratet. Ihr Bruder Curiace liebt Camille, die Schwester von Horace. Ausgerechnet Horace und Curiace sollen gegeneinander kämpfen. Das Orakel hatte Camille aber folgendes geweissagt: "Rom ist schon morgen nicht mehr Albas Feind; / Dein Flehen wird erhört, und es herrscht Frieden; / Du wirst mit deinem Curiace vereint, / Und niemals wieder werdet Ihr geschieden."

Auf welch zynische Weise sich dieser Spruch erfüllt, zeigt Corneille in seiner 1640 verfassten Tragödie. Es sind die Frauen, deren vernünftige Argumentation die Scheinheiligkeit kriegerischer Rhetorik entlarvt. Sie sind es, die sich der Einsicht in das Unvermeidliche, das "Heldische" des Kampfes nicht beugen wollen. In dieser Debatte offenbart sich, dass die Definition eines Helden von machtpolitischem Kalkül geprägt ist und dass der Begriff "Heldentum" ideologisch vereinnahmt wird - je nach tagespolitischer Strategie.

Mit der Tragödie "Der Cid" war Corneille als junger Dichter zum Liebling des Pariser Publikums avanciert, doch eckte er mit seiner Verweigerung, die von der Académie française vorgegebenen Regeln der dramatischen Dichtkunst einzuhalten, schnell bei der Obrigkeit an. Anstelle der verlangten Einheit der Handlung, des Tages und des Ortes plädierte Corneille für eine freiere Herangehensweise. In seinem dritten Traktat über die dramatische Dichtung schrieb er: "Ich bin also der Meinung, dass die Einheit der Handlung […] in der Tragödie in der Einheit der Gefahr [besteht], welche den Untergang des Helden herbeiführen oder von ihm überwunden werden kann." Entsprechend dicht zeigt sich der Handlungsablauf in "Horace". Die einzelnen Szenen sind dabei scharf angeschnitten, wie in einem beklemmenden filmischen Kammerspiel.

In Saarbrücken wird Daniela Kranz dieses zu Unrecht kaum gespielte dramatische Meisterwerk inszenieren. Die Ausstattung entwirft Jutta Burkhardt. Damit findet die erste Auseinandersetzung im Themenschwerpunkt Corneille am SST statt; es folgt im Juni die Uraufführung der Oper "Der Cid" von Théodore Gouvy.HSSymposion zu "Horace" und "Der Cid":

Dienstag, 15. März, 10 Uhr, Anmeldung: tpz@theater-saarbruecken.de, SST

Matinee: Sonntag, 20. März, 11 Uhr, AFW

Premiere: Samstag, 26. März, 19.30 Uhr, SST

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