Hertie meldet Insolvenz an

Essen. Die Warenhauskette Hertie hat gestern wegen Finanzproblemen des britischen Haupteigentümers Dawnay Day Insolvenz angemeldet. Der Betrieb werde vorerst fortgesetzt, erklärte die Geschäftsführung. Zusammen mit dem Insolvenzverwalter würden alle 72 Standorte auf ihre Rentabilität untersucht

Essen. Die Warenhauskette Hertie hat gestern wegen Finanzproblemen des britischen Haupteigentümers Dawnay Day Insolvenz angemeldet. Der Betrieb werde vorerst fortgesetzt, erklärte die Geschäftsführung. Zusammen mit dem Insolvenzverwalter würden alle 72 Standorte auf ihre Rentabilität untersucht.Gesamtbetriebsrat, Mitarbeiter und Lieferanten stünden voll hinter Hertie und glaubten an eine Chance "für den größtmöglichen Erhalt der vielen Arbeitsplätze", erklärte Finanzchef Mark Rahman. Die Insolvenzordnung biete zahlreiche Möglichkeiten, den Geschäftsbetrieb zu stabilisieren und eine gute Ausgangslage für eine nachhaltige Wende zu schaffen. Hertie beschäftigt rund 4100 Menschen.

Das Finanzhaus Dawnay Day und die britische Unternehmensberatung Hilco hatten die Warenhäuser einschließlich der Grundstücke 2005 vom damaligen Karstadt-Quelle-Konzern für 500 Millionen Euro gekauft und später in Hertie umbenannt. Dawnay Day hält 85 Prozent an Hertie, Hilco 15 Prozent. Die Kette schreibt nach Branchenangaben konstant rote Zahlen, im laufenden Geschäftsjahr sollen es 30 Millionen Euro Minus sein. Die Investoren hatten die Verluste bisher ausgeglichen. Anfang Juli bekam Dawnay Day als Folge der Finanzmarktkrise aber selbst Probleme.

Für den Fortbetrieb von Hertie seien Kredite nötig, hieß es aus Finanzkreisen. Über Sicherungen dafür werde intensiv verhandelt. Eine Möglichkeit stelle eine Landesbürgschaft dar. Die Investoren hatten die Warenhäuser, die meist in mittelgroßen Städten liegen, nach der Übernahme als "Nachbarschaftskaufhäuser" neu ausgerichtet. Für dieses Konzept gebe es auch in einem schwierigen Markt eine Zukunft, mittelgroße Standorte direkt bei den Kunden in der City seien wegen gestiegener Benzinpreise für die Verbraucher wichtig, zitiert Hertie wichtige Unternehmenslieferanten. Nach Einschätzung aus Finanzkreisen wird der Insolvenzverwalter Hertie-Häuser mit besonderem Sanierungsbedarf oder schlechtem Absatz schließen und für den "gesunden Kern" des Unternehmens einen oder - wahrscheinlicher - mehrere neue Investoren suchen. dpa

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