Glosse Ergebnisoffen

Die Welt wird immer besser. Denn Menschen diskutieren und konferieren nicht nur einen immer größeren Teil ihrer Lebenszeit – so sind sie  weg von der Straße.

Ihre Diskussionen sind auch noch oft, wie es inzwischen heißt, „ergebnisoffen“. Das wirkt auf Menschen mit altmodischem Sprachgefühl verblüffend. Dachten sie doch, dass das Ergebnis bei keinem Gespräch schon vorher feststehe – sonst bräuchte man es ja nicht zu führen. Aber sie haben natürlich Unrecht.

Denn heute ist der Normalfall offenbar die Pseudomitsprache – jeder darf mal was sagen. Das hat aber keinen irgendwie gearteten Einfluss auf das Ergebnis. Weil „ergebnisgeschlossen“ aber so unschön klingt, wird nur das Abweichende erwähnt. „Ergebnisoffen“ ist dann ein Gespräch, bei dem noch kleine Abweichungen am Fazit möglich sind. Um diese nicht zu groß werden zu lassen, diskutieren Menschen aber in diesen Fällen meistens nur mit Gleichgesinnten.

Natürlich gibt es Diskussionen, bei denen die Meinungen weit auseinandergehen dürfen. Etwa zur Frage, ob man erst Brötchen oder erst Joghurt essen sollte. Kritiker nennen das allerdings nicht „ergebnisoffen“. Sondern einfach „egal“.

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