„Gerechtigkeit durch Tarifbindung“

Kirkel · Den Kampf um den Erhalt des Alstom-Werkes in Bexbach und um Neueinstellungen bei Bosch hat der neue Chef der IG-Metall-Homburg-Saarpfalz, Ralf Reinstädtler, zu den nächsten Herausforderungen erklärt.

 Blumen zum Abschied. Ralf Reinstädtler (rechts) würdigte seinen Amtsvorgänger Werner Cappel, der als Chef der IG-Metall-Verwaltungsstelle Homburg-Saarpfalz in Rente geht. Foto: Rich Serra

Blumen zum Abschied. Ralf Reinstädtler (rechts) würdigte seinen Amtsvorgänger Werner Cappel, der als Chef der IG-Metall-Verwaltungsstelle Homburg-Saarpfalz in Rente geht. Foto: Rich Serra

Foto: Rich Serra

. Einer Vorstellungsrede bedurfte es nicht. Ralf Reinstädtler ist schon seit dem Jahr 2000 in der IG Metall Homburg-Saarpfalz als zweiter Bevollmächtigter tätig. Seit gestern steht er mit 99 Prozent Zustimmung der Delegiertenkonferenz, die im Bildungszentrum der Arbeitskammer in Kirkel stattfand, an der Spitze der Verwaltungsstelle. Er ist Nachfolger von Werner Cappel, der in den Ruhestand geht. Reinstädtler hat bei Ford in Saarlouis Werkzeugmacher gelernt und war dort auch als Facharbeiter tätig, bevor er nach weiteren beruflichen Stationen zur IG Metall nach Homburg kam. Neuer zweiter Bevollmächtigter ist Ralf Cavelius.

Reinstädtler sieht den Kampf um den Erhalt des Alstom-Standortes in Bexbach als vorerst größte Herausforderung. Der US-Konzern General Electric (GE) will das Turbinenwerk für Gas- und Kohlekraftwerke Ende 2017 schließen. Das trifft 160 Beschäftigte. Der Konzern müsse den Plan zurücknehmen oder eine Produktion beibehalten, die alternative Produkte herstellt, die man auch im Konzern verwenden kann. Bei Bosch will die Gewerkschaft nicht mehr hinnehmen, dass in Homburg niemand mehr fest eingestellt wird. Das sei seit 14 Jahren so. Der Altersschnitt liege zwischen 48 und 60 Jahren. Ohne Neueinstellungen drohe längerfristig das Aus. In den vergangenen zehn Jahren seien 2000 Arbeitsplätze bei Bosch weggefallen. Reinstädtler will den Kontakt zum Management verstärken.

Auch Standorte gefestigt

Auf gute Nachrichten verweist er bei Thyssen-Krupp Gerlach. Dort werde mit einer Gesamtinvestition von 31 Millionen Euro eine neue Presslinie errichtet, verbunden mit einer Standortgarantie und dem Ausschluss von betriebsbedingten Kündigungen bis 2022. Betriebsrat und IG Metall hätten an diesem Maßnahmenpaket mitgewirkt. Dadurch werde Homburg gestärkt. Zuvor habe das Unternehmen auch andere Standorte geprüft.

Gefestigt ist auch der Homburger Standort von Schaeffler. Unter Mitwirkung der Verwaltungsstelle und des Betriebsrates sei eine Personalstrukturanalyse und Planung bis 2025 gelungen. Zum Maßnahmenpaket gehört auch die Ausstattung altersgerechter Arbeitsplätze sowie eine detaillierte Planung für Aus- und Weiterbildung. Beim Landmaschinenhersteller John Deere in Zweibrücken versuche man, eine mögliche Auslagerung von Arbeitsplätzen ins Ausland zu verhindern. Es könne nicht darum gehen, andernorts billiger zu produzieren, sondern man müsse "besser statt billiger" sein. Das spreche für Zweibrücken.

99 Prozent der Beschäftigten in Betrieben mit über 100 Mitarbeitern, die von der IG Metall im Saarpfalz-Kreis und in der Westpfalz betreut werden, unterlägen der Tarifbindung. 94 Prozent davon gehören zur Metall- und Elektroindustrie. "Die Tarifbindung ist die Gerechtigkeitsfrage Nummer 1", betonte Reinstädtler. Zwischen 2012 und 2015 habe es 74 Warnstreiks gegeben. In drei Tarifbewegungen in dieser Zeit sei es gelungen, Entgelterhöhungen von insgesamt 13,3 Prozent zu erreichen, "was durch die Tariferhöhungen zu einer zusätzlichen Kaufkraft von 170 Millionen Euro in der Region geführt hat."

Wirtschaftsministerin Anke Rehlinger (SPD ) forderte in ihrem Grußwort an die Delegierten: "Hände weg vom Mindestlohn." Er dürfe nicht mehr angetastet werden. Zudem müsse Bosch Neueinstellungen vornehmen statt den Standort "kleinzuschrumpfen".

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort