Saarbrücken/Essen DSD-Betriebsrentner werden mit Einmal-Abfindungen gelockt

Saarbrücken/Essen · Es gibt Zweifel, ob die Angebote seriös berechnet wurden. Der Streit um das Altersruhegeld der ehemaligen Beschäftigten des Anlagenbauers geht weiter.

 Reinhold Kirch, streitbarer Betriebsrentner von DSD Dillinger Stahlbau

Reinhold Kirch, streitbarer Betriebsrentner von DSD Dillinger Stahlbau

Foto: rup

Das Angebot klingt generös, das der Essener Anlagenbauer Ferrostaal den Betriebsrentnern seiner früheren Saar-Tochter, der DSD Dillinger Stahlbau, macht. Ihre betriebliche Altersversorgung soll in eine einmalige Abfindung umgewandelt und auf einen Schlag ausgezahlt werden.

Der DSD-Betriebsrentner Reinhold Kirch, der der sich den Kampf um die Rechte seiner Kollegen zur Lebensaufgabe gemacht hat, schlägt Alarm. „Für die Rentner, die dieses Angebot annehmen, sind alle weitere Betriebsrenten-Ansprüche gegenüber der DSD erloschen“, warnt er seine Ex-Kollegen, die er schon zu zahlreichen Terminen vor die saarländischen Arbeitsgerichte begleitet hat. Immer wieder ging es darum, ob die Betriebsrenten von Ferrostaal richtig berechnet waren und ob sie in regelmäßigen Abständen angepasst wurden. Die Sache ist kompliziert, weil die Ansprüche  auf einer Betriebsrenten-Vereinbarung von 1953 basieren. Ferrostaal übernahm DSD erst 1997. 110 Verfahren gelten inzwischen als erledigt, mehr als 60 werden noch vor den Arbeitsgerichten  verhandelt. Betroffen sind insgesamt 2000 Ex-DSD-Beschäftigte.

Der 79-jährige Ensdorfer bezweifelt außerdem, dass Ferrostaal die Abfindung „unter Berücksichtigung der handelsrechtlichen Rechnungsgrundlagen sowie der anerkannten Regeln der Versicherungsmathematik ermittelt“ hat, wie es in dem Ferrostaal-Schreiben an die Ruheständler heißt. Denn auch die Witwen hätten Anspruch auf die Betriebsrente, wenn der Mann tot sei. Deren Geburtsdaten seien nicht bekannt. Daher hätte deren Alter nicht in die Berechnung der Einmalzahlung einfließen können. „Außerdem sind für die Abfindungen erhebliche Steuern und Sozialversicherungsbeiträge zu zahlen, die die angebotenen Abfindungsbeiträge deutlich vermindern“, sagt Kirch. In einigen Fällen ist das Abfindungsangebot von Ferrostaal zudem nicht mehr aktuell. So liegt unserer Zeitung ein Schreiben an einen DSD-Betriebsrentner vor, der im Januar ein höheres Altersruhegeld vor dem Arbeitsgericht Saarbrücken erstritten hat. Die angebotene Einmalzahlung fußt jedoch noch auf dem alten Wert.

Auch der Wiesbadener Anwalt Peter Doetsch, der mehr als 80 DSD-Betriebsrentner vertritt, glaubt den Berechnungen nicht, die Ferrostaal den Abfindungen zugrunde gelegt haben will. „Wir werden die handelsrechtlichen Barwerte gewissenhaft prüfen“, kündigt er an. Bisher habe niemand seiner Mandanten das Abfindungs-Angebot angenommen, obwohl Ferrostaal bis 30. April um eine Rückmeldung gebeten hat.

Das Essener Unternehmen selbst schweigt sich aus. Die Fragen, wie viele Briefe mit Abfindungsangeboten verschickt wurden und wie viele Betriebsrentner die Offerte angenommen haben, blieben unbeantwortet. Die Prozesse vor den saarländischen Arbeitsgerichten gehen jedoch im Mai munter weiter. Ein Ende ist nicht abzusehen.

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