Der Mensch, die bedrohte Spezies

Saarbrücken. Er war Grafiker, Designer, Fotograf, nahm 1964 an der documenta III teil, gewann 1969 einen Dokumentarfilm-Oscar

Saarbrücken. Er war Grafiker, Designer, Fotograf, nahm 1964 an der documenta III teil, gewann 1969 einen Dokumentarfilm-Oscar. Am Bekanntesten wurde der New Yorker Saul Bass (1920-1996) für seine Plakatentwürfe für Regisseur Otto Preminger ("Der Mann mit dem goldenen Arm") und vor allem als Vorspanndesigner vieler Filme Alfred Hitchcocks - die Duschszene in "Psycho" geht auf seine Storyboard-Entwürfe zurück.Als Spielfilm-Regisseur hat Bass nur einmal gearbeitet, bei einem Film, der beim Erscheinen 1974 wenig beachtet wurde, mittlerweile aber als wichtiger Beitrag zum Science-Fiction-Genre zählt. "Phase IV", der nun erstmals auf DVD erscheint (bei Paramount). Bass erzählt von der Mutation der Ameisenvölker im Hinterland von Arizona: Die Völker schließen sich zusammen, rotten ihre natürlichen Feinde aus, die Natur kommt aus dem Gleichgewicht. Zwei Wissenschaftler errichten ein Labor inmitten der mannhohen Bauten, die die Ameisen errichten, und beginnen mit der Erforschung der mutierten Insekten - bis die sich wehren.

Das klingt nach üblichem Krabbelgetier-Monsterfilm, aber Bass hat ganz anderes im Sinn. Er erzählt, spannend, aber ohne Horror-Effekte, von einer bedrohten Spezies, die das nicht erkennt - dem Menschen. Die Forscher wähnen sich in ihrem Apparaturenbunker allmächtig, doch die Natur ist längst über sie hinweg gegangen. Diesen ökologisch getönten Pessimismus (zumindest aus menschlicher Sicht) kleidet Bass in spektakuläre Bilder: Die Kamera rückt den Ameisen dicht auf den Panzer, bildschirmfüllend tasten sie sich durch die metallenen Eingeweide der menschlichen Forschungapparaturen. Dabei zeigen sie eine ganz eigene, unerwartete Schönheit. tok

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