Neues bei den Überzwergen „Was so ein Krieg mit der Kindheit macht“

Saarbrücken · Ela Otto und das Theater Überzwerg bringen Irmgard Keuns „Mädchen, mit dem die Kinder nicht verkehren durften“ auf die Bühne.

 Anna Bernstein spielt „Das Mädchen, mit dem die Kinder nicht verkehren durften“.

Anna Bernstein spielt „Das Mädchen, mit dem die Kinder nicht verkehren durften“.

Foto: Hans-Peter Kirsch/Überzwerg/Hans-Peter Kirsch

„Was für ein geiler Stoff“, dachte sich Ela Otto, als sie und ihre Kollegen vom Theater Überzwerg beim Hessischen Kinder- und Jugendtheaterfestival in Marburg zum ersten Mal eine Dramatisierung des Jugend-Romans „Das Mädchen, mit dem die Kinder nicht verkehren durften“ von Irmgard Keun zu sehen bekamen. Hatte sich Otto während des Studiums der Neueren Deutschen Literaturwissenschaft noch irgendwie um Irmgard Keun herum geschlängelt, war dieser Erstkontakt mit der Schriftstellerin fast wie ein Erweckungserlebnis: Otto zeigt sich schier begeistert, schwärmt vom „Thema, der klaren Sprache und Verwobenheit“ des Textes.

Ela Otto ist eigentlich Theaterpädagogin und Ausstatterin beim Überzwerg. Ihre Ausbildung machte sie beim Dresdner Staatsschauspiel, arbeitete als Regieassistentin beim Saarländischen Staatstheater, über Umwege durch Österreich, kam sie dann zurück in Saarland, zum Überzwerg.

Dass sie auch dort eine Regiearbeit übernehmen sollte, stand schon länger fest. Mit Irmgard Keun hatte Otto dann schließlich auch ihr Thema gefunden. „Das Mädchen, mit dem die Kinder nicht verkehren durften“, erzählt die Geschichte eines im Ersten Weltkrieg heranwachsenden Mädchens – eines Mädchens, das regelrechte Blutfehden mit Lehrern und anderen Erwachsenen führt. Eines Mädchens, mit dem die anderen Kinder nichts zu tun haben dürfen – weil es aufsässig ist, frech und ehrlich. Und auch dann die Wahrheit sagt, wenn es irgendwie gar nicht passt.

Ihre Logik geht dabei immer vollends auf: Warum sollte man etwa  um eine uralte Schulleiterin tief trauern, obwohl man sie gar nicht gekannt hat, nur weil die Schul- und Gesellschaftskonventionen es so verlangen? Das Mädchen, das seinen Namen lieber für sich behält, spricht das aus, was jeder denkt. Immer mit einer ordentlichen Portion Humor.

Für Ela Otto war es wichtig, „Das Mädchen, mit dem die Kinder nicht verkehren durften“ in einer eigenen Fassung auf die Bühne zu bringen, da sie bei einzelnen Themen Schwerpunkte setzen wollte. Vor allem das Kriegsthema war ihr wichtig. Die Frage, „was so ein Krieg mit der Kindheit macht“. „Kinder verteidigen ihre Kindheit im Krieg, setzen dem ihr Leben entgegen“, sagt Otto. Gerade in den heutigen Zeiten, ist es wohl wichtig den Blick der Menschen für genau solche Themen zu schärfen.

Ela Ottos Version vom „Das Mädchen, mit dem die Kinder nicht verkehren durften“ ist wie eine Reise zurück in die eigene Kindheit, zurück in die Ehrlichkeit, zurück zu Lebensbejahung, Mut und Meinung. Nicht nur Kinder ab neun, für die das Stück gedacht ist, werden sich wiedererkennen. So fühlen sich auch die „größeren Menschen“, wie Ela Otto uns Erwachsene nennt, mehr als einmal an die eigene Kindheit erinnert.

Zum Beispiel, wenn Anna Bernstein, die das Mädchen spielt, sich mit viel Freude, Humor und Schalk im Nacken überlegt, welchen Streich sie ihrer Erzfeindin „Trauuuuutchen“ als nächstes spielen könnte. Und noch etwas macht Ela Ottos Bühnenfassung des Romans ganz besonders: Neben dem sonst sachlichen Erzählstil enthält Keuns Text auch viele poetische Passagen.

„Wie kommt man dem bei?“, fragte sich Otto und kam auf eine außergewöhnliche Lösung: Tanz. Eine junge Tänzerin, die genau an den poetischen Stellen des Textes auftritt, und den Geist Irmgard Keuns verkörpert und zurück ins Stück bringt. „Um ihr was zurück zu geben, sich vor ihr zu verneigen“, wie Ela Otto sagt. Schließlich steckt Keun, als Kind des Krieges, quasi mit im Text.

„Das Mädchen, mit dem die Kinder nicht verkehren durften“ hat Premiere am Sonntag, 3. Februar, 15 Uhr, im Theater Überzwerg in St. Arnual (Erich-Kästner-Platz 1). Die nächsten Nachmittagsvorstellungen sind am 9.  und 10. Februar, jeweils 15 Uhr. Karten: (06 81) 958 28 30.

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