Düstere Aussichten Britische Autobauer sehen schwarz

London · Ein Brexit ohne Handelsabkommen wäre für die Autobranche fatal. Neue Zahlen belegen das.

  In der britischen Autoindustrie  sind dem Branchenverband SMMT zufolge viele Jobs bedroht.

In der britischen Autoindustrie  sind dem Branchenverband SMMT zufolge viele Jobs bedroht.

Foto: dpa/Frank Augstein

( In Großbritannien ist die Produktion von Autos bereits vor dem von der Branche gefürchteten Brexit deutlich eingebrochen – und die Aussichten sind düster. Die Zahl der produzierten Fahrzeuge sei im vergangenen Jahr um 9,1 Prozent auf 1,52 Millionen Stück gefallen, teilte der Branchenverband SMMT (Society of Motor Manufacturers and Traders) gestern mit. Es ist der zweite Produktionsrückgang in Folge.

Von einstigen Glanzzeiten mit einer Produktion von fast zwei Millionen Autos pro Jahr Anfang der 1970er Jahre, als zudem Hersteller wie Bentley, Jaguar, Mini oder Rolls-Royce noch nicht in Hand ausländischer Konzerne wie Volkswagen, Tata Motors oder BMW waren, ist die Branche ohnehin weit entfernt.

SMMT-Chef Mike Hawes befürchtet zudem, dass die kommenden Monate und Jahre noch um einiges härter werden. So bereitet ihm der Einbruch der Investitionen um fast die Hälfte enorme Sorgen. „Für die Branche gilt Alarmstufe Rot“, sagte er. „Die Unsicherheit rund um den Brexit hat bereits enormen Schaden bei der Produktion, den Investitionen und den Arbeitsplätzen angerichtet.“ Dies sei aber nichts im Vergleich zu dem, was bei einem ungeordneten Brexit auf die Branche zukomme. Sollte es zu einem Austritt Großbritanniens ohne neue Handelsverträge kommen, werde dies die Autohersteller weiter stark belasten. Hawes appellierte daher einmal mehr an alle Parteien, einen ungeordneten Brexit zu vermeiden.

Tausende von Arbeitsplätzen seien gefährdet. Ende 2017 zählte die britische Autoproduktion den SMMT-Daten zufolge noch 186 000 Mitarbeiter. Inklusive der von den Autoproduzenten abhängigen Unternehmen summierte sich die Mitarbeiterzahl nach Angaben des Verbands auf etwas mehr als 850 000. Einige Hersteller oder Zulieferer wie der deutsche Konzern Schaeffler haben bereits angekündigt, Werke schließen zu wollen.

Da der Großteil der in Großbritannien produzierten Autos in den Export geht, wäre ein Brexit ohne Handelsabkommen besonders fatal. Im vergangenen Jahr nahm die Produktion der fürs Ausland bestimmten Fahrzeuge mit 7,3 Prozent etwas weniger stark als die Gesamtproduktion ab. Die Exportquote stieg auf 81,5 Prozent. Größter Autohersteller Großbritanniens ist die inzwischen zum indischen Tata-Konzern gehörende Gruppe Jaguar Land Rover mit zuletzt noch rund 449 000 Autos, gefolgt von Nissan (442 254), der BMW-Tochter Mini (234 183), Honda (160 676) sowie Toyota (129 070).

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