Brüderle will Ausbildungspakt erweitern

Berlin. Wirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP) will den seit 2004 bestehenden Ausbildungspakt zwischen Staat und Wirtschaft erweitern, sowohl was seine Aufgaben, als auch was seine Mitglieder angeht. Denn der Lehrstellenmarkt hat sich grundlegend verändert. Teilweise mangelt es zwar noch an Angeboten, in vielen Gegenden inzwischen aber auch an geeigneten Bewerbern. Das ist neu

Berlin. Wirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP) will den seit 2004 bestehenden Ausbildungspakt zwischen Staat und Wirtschaft erweitern, sowohl was seine Aufgaben, als auch was seine Mitglieder angeht. Denn der Lehrstellenmarkt hat sich grundlegend verändert. Teilweise mangelt es zwar noch an Angeboten, in vielen Gegenden inzwischen aber auch an geeigneten Bewerbern. Das ist neu. Das kräftige Wirtschaftswachstum und die demografische Entwicklung haben in wirtschaftlich starken Regionen wie Bayern oder Baden-Württemberg örtlich bereits dazu geführt, dass Jugendliche von den Firmen mit Geschenken wie Handys oder Notebooks angelockt werden. In den neuen Ländern gibt es Probleme, weil sich die Zahl der Bewerber wegen des Geburtenknicks nach der Wende in den vergangenen drei Jahren halbiert hat, auf nur noch 85 000. In Westdeutschland hingegen gibt es viele Altbewerber, die immer noch ohne Ausbildungsplatz sind. Zum Teil, so die Arbeitgeber, weil ihnen die nötigen Qualifikationen fehlen. Als es noch überall einen Lehrstellenmangel gab, bestand der Ausbildungspakt im Wesentlichen aus Zusagen der Wirtschaft, jährlich eine bestimmte Zahl neuer Ausbildungsplätze zu schaffen und jedem Jugendlichen eine Chance zu geben. Rechnerisch wurde das immer eingehalten, wenn auch längst nicht immer mit einer Lehrstelle, erst recht nicht im erwünschten Beruf. Dieser Charakter des Paktes ändert sich nun grundlegend. Der Pakt solle fortgeführt werden, bekräftigte Wirtschaftsminister Brüderle gegenüber unserer Zeitung. Doch müsse er mit Blick auf den Fachkräftebedarf "weiterentwickelt" werden. Es gehe darum, "alle Potenziale" zu erschließen. "So müssen insbesondere Jugendliche verstärkt in den Blick genommen werden, die es bis jetzt noch nicht in die Ausbildung geschafft haben." Ein besonderes Augenmerk müsse Jugendlichen mit Migrationshintergrund gelten. Brüderle hat zu den Gesprächen deshalb auch die Gewerkschaften, die Kultusministerkonferenz der Länder und die Integrationsbeauftragte eingeladen. Er möchte, dass sie dem Pakt als neue Partner beitreten. Doch die Gewerkschaften stellen Bedingungen. "Wir prüfen eine Beteiligung am Ausbildungspakt, sie ist aber kein Selbstzweck", sagte die stellvertretende DGB-Vorsitzende Ingrid Sehrbrock. 1,5 Millionen Menschen im Alter von 20 bis 29 Jahren hätten keine abgeschlossene Ausbildung. Es müsse im Pakt deshalb verlässliche Zielsetzungen geben, damit sich deren Lage verbessere. So fordert Sehrbrock, dass die Zahl der Altbewerber nachhaltig gesenkt und der Anteil der vermittelten Migrantenkinder erhöht werden. Bei den Arbeitgebern ist aber die Lust, den Ausbildungspakt zu erweitern, erheblich gesunken. Auf Arbeitsebene kam man in den vergangenen Wochen nicht weiter. Am 26. Oktober soll der neue Ausbildungspakt stehen.

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