Beschwingt in die Sommerpause

Saarbrücken · Unter dem Motto „Fantastisch!“ spielte das Saarländische Staatsorchester am Wochenende in der Saarbrücker Congresshalle die letzten Konzerte der Saison. Mit ihrem Dirigenten Nicholas Milton gelang ihm ein fulminanter Abschied in die Sommerpause.

Nicholas Milton ist ein Publikums-Fänger. Weil er am Ende des letzten Staatsorchester-Konzertes der Saison launig eine Zugabe als "Ur"-Aufführung anmoderierte, stieg die Spannung. Was dann abging, war der fetzig auftrumpfende "Can-Can" aus Jacques Offenbachs "Orpheus in der Unterwelt". So flogen ihm die Sympathien der Zuhörer zu.

Dass er das Programm mit einem typischen "Schluss-Stück" eröffnete, hatte seinen Reiz. Maurice Ravels "La Valse", Apotheose des Wiener Walzers, deren virtuose Instrumentierung von Milton weniger parfümiert als analytisch und herrlich irdisch bis hin zum finalen, atemberaubenden Wirbel geführt wurde. Was konnte danach noch kommen? Mit Joaquin Rodrigos "Concierto de Aranjuez" war ein kammermusikalischer Kontrast gefunden. Und mit Slava Grigoryan ein in der Gitarrenszene gefeierter Solist, der dezent elektrisch verstärkt, mit klarem, feinem Anschlag die Ton-Preziosen aneinanderreihte. Flamenco, orientalische Folklore und die durch mediale Verwendung berühmte "Saeta", ein Klagegesang mit zu Herzen gehendem Englischhorn-Solo, sorgten durch das dynamische, aber feine Zusammenspiel für Stimmigkeit.

Die Zugabe brachte eine Überraschung: Der Solist holte seinen Bruder und Duo-Partner Leonard mit auf die Bühne: Das Duo nennt sich "Grigoryan-Brothers". Bei "Jongo" von Paolo Bellinati ließen es die beiden auf Saiten und Corpus so richtig südamerikanisch-jazzig krachen.

Nach der Pause ging es mit "Pauken und Trompeten" fantastisch (das Konzertmotto) weiter. Die "Symphonie fantastique" des leidenschaftlichen Exzentrikers Hector Berlioz , die (autobiographischen) Träume eines Künstlers im schieren Opiumrausch. Orchester und Dirigent können alles zeigen, was in ihnen steckt. Selbst wenn die Streicher an ihrer dynamischen Obergrenze waren, legten das geballte Blech, die Pauken und das Schlagwerk noch einen Zahn zu. Was nicht heißt, dass die Zartheit der "Träumereien, des Balls" oder der "Szenen auf dem Lande" nicht stimmungsvoll gelungen wären. Sie wurden inszenierter Kontrast zum wuchtigen "Gang auf den Richtplatz" oder dem aberwitzigen "Traum einer Sabbatnacht". Milton forderte "sein wunderbares Orchester" bis an die Grenzen. Anders geht dieser Berlioz auch nicht. Bravo.

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