Angerauter Schmelz: Bob Dylan singt Sinatra-Klassiker

Saarbrücken · Das Singen war nie wirklich Bob Dylans Stärke. Mit zunehmendem Alter wurde seine Stimme zunehmend rauer, krächziger, gurgeliger. Vor allem bei seinen Konzerten ist zuletzt kaum noch eine Silbe zu verstehen gewesen, so dass man selbst seine Klassiker wie "Blowing in the Wind" erst spät erkannte - wenn überhaupt.

Und nun ein Album, auf dem Dylan Songs von Sinatra singt?

Sicherlich haben die auch schon Schlimmeres überstanden und gehören nicht zuletzt dank ihrer Strapazierfähigkeit in den Kanon der amerikanischen Musik. Doch da sorgt Dylan für Überraschung auf "Shadows in the Night": Der 73-jährige Großmeister unterzieht die Lieder keiner radikalen Krächzkur. Von "Some Enchanted Evening" über "Autumn Leaves" bis zu "Lucky Old Sun" singt er diese Songs seiner Jugend zwar mit angerautem Schmelz und leichten Verwitterungserscheinungen des Alters, aber er singt sie - und das so, dass jede Silbe zu verstehen ist. Dylan setzt dabei auf reduzierte Arrangements, in denen die Pedal-Steel-Gitarre melancholisch den Platz der Streicher einnimmt.

Dabei handelt es sich nicht nur um Sinatra-Stücke, sondern auch um Unterhaltungsklassiker aus dem Great American Songbook. Und nun gelingt es Dylan, soweit das bei den Klassikern möglich ist, sie ein Album lang zu seinen Songs zu machen. Dabei liegt über "Shadows in the Night", ein Hauch von Abschied. Intim. Wehmütig. Und ergreifend.

Bob Dylan : "Shadows in the Night" (Sony ).

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