Afghanistan in der Sahara

Meinung · Es war höchste Zeit, dem Vorrücken extremistischer Islamisten aus dem Dunstkreis Al Qaidas in Mali ernsthaft militärisch entgegenzutreten. Die Gotteskrieger, die in dem verarmten Sahara-Land eine Terror-Herrschaft errichten wollen, sind nicht nur eine Gefahr für Afrika, sondern auch für Europa

Es war höchste Zeit, dem Vorrücken extremistischer Islamisten aus dem Dunstkreis Al Qaidas in Mali ernsthaft militärisch entgegenzutreten. Die Gotteskrieger, die in dem verarmten Sahara-Land eine Terror-Herrschaft errichten wollen, sind nicht nur eine Gefahr für Afrika, sondern auch für Europa. Der dauerhaften Etablierung eines menschenverachtenden Taliban-Unrechtsstaates, wenige Flugstunden von der EU entfernt, kann daher nicht tatenlos zugesehen werden.Frankreich, das nun mit seiner Luftwaffe und mit Elitesoldaten die schwache malische Armee gegen die schwer bewaffneten Islamisten unterstützt, verteidigt somit in der Wüste auch europäische Interessen. Der Alleingang von Paris ist zwar nicht unumstritten. Aber das Vorgehen der früheren Kolonialmacht Malis ist durch eine Resolution des UN-Sicherheitsrates gedeckt. Darin fordert die Weltgemeinschaft, Malis bedrängten Regierungstruppen beizustehen und die islamistischen Krieger zurückzudrängen.

Eine heikle Afrikamission, die sich nicht ohne weitere internationale Hilfe lösen lassen wird. Immerhin haben die USA und Großbritannien bereits logistische Unterstützung für die französische Aktion zugesagt. Auch die Westafrikanische Gemeinschaft (Ecowas) schickt 3000 Soldaten. Die EU zaudert und will sich zunächst mit 200 militärischen Ausbildern begnügen, welche die malischen Regierungstruppen auf Vordermann bringen sollen - darunter werden auch deutsche Soldaten sein.

Ob dies ausreichen wird, um die malische Armee in ihrem schwierigen Kampf gegen die Islamisten zu unterstützen, bleibt abzuwarten. Zumal allein der von den Islamisten bereits beherrschte riesige Norden Malis mit Städten wie Timbuktu zweieinhalb Mal so groß ist wie Deutschland. Und mit seiner steinigen Wüste mindestens genauso unübersichtlich wie Afghanistan. Die Welt sollte sich also keine große Hoffnung auf ein schnelles Ende des Mali-Krieges und einen Blitzsieg über die Islamisten machen.

Übrigens warnen Geheimdienste seit Jahren davor, dass sich dieses unwirtliche Niemandsland, in dem Malis Regierung nie viel zu melden hatte, zum Rückzugsgebiet von Al-Qaida-Kriegern entwickelt. Der Waffenstrom aus dem Libyenkrieg ließ die Islamisten zu bisher nicht gekannter Stärke kommen. Auch Instabilität in der malischen Hauptstadt Bamako im Süden sorgte dafür, dass die Islamisten im Norden ihre Scharia-Diktatur errichten konnten.

Nun gilt es, dagegen Dämme zu bauen und einen unheilvollen Flächenbrand in der fragilen Region zu vermeiden. Und zu verhindern, dass sich nach zehn Jahren Krieg am Hindukusch nun in der Wüste Afrikas ein neues Afghanistan, ein Rückzugsraum des Terrors, etabliert.

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