Wirtschaft kein eigenes Schulfach

Saarbrücken · Im Saarland gibt es nach Ansicht des Bildungsministeriums genug Möglichkeiten in den Schulen, junge Menschen über wirtschaftliche Zusammenhänge zu informieren. Die Saar-Wirtschaft sieht das anders.

. Dieser Vorwurf ist immer wieder aus saarländischen Betrieben, von Verbänden und Kammern zu hören: Junge Leute, die ihre Ausbildung in einem Unternehmen beginnen, haben häufig keine Ahnung von wirtschaftlichen Zusammenhängen. "Selbst jungen Auszubildenden muss erst einmal grundlegend erklärt werden, wie eine Bank funktioniert, welche Transaktionen vorgenommen werden und häufig sogar, wozu man ein Konto braucht", sagt etwa Heiner Loehl, Vorstandschef der Bank 1 Saar (SZ vom 17. Juli). Als Reaktion auf solche Zustände fordern Vertreter der Saar-Wirtschaftskammern wie IHK-Hauptgeschäftsführer Volker Giersch, jetzt dem Beispiel von Baden-Württemberg zu folgen, das ab dem Schuljahr 2016/2017 verbindlich das Schulfach Wirtschaft an allen allgemeinbildenden weiterführenden Schulen einführt.

Die saarländische Landesregierung sieht hierfür jedoch keinen Spielraum und lehnt einen solchen Vorstoß ab. Das Bildungsministerium unter Federführung von Minister Ulrich Commerçon (SPD ) argumentiert gegenüber unserer Zeitung, eine "flächendeckende Einführung eines eigenständigen Faches Wirtschaft über die bereits bestehenden Angebote hinaus wäre nur zu Lasten anderer Fächer möglich. Die Stundentafeln können nicht unbegrenzt erweitert werden." Die Wirtschaft sei nicht die einzige Institution, die eigenständige Fächer fordert. Immer wieder werde auch der Wunsch nach Fächern wie "Demokratieerziehung", "Medienbildung" und "Bildung für nachhaltige Entwicklung" geäußert, um Schüler besser auf die Bewältigung von Lebenssituationen vorzubereiten.

Jetzt schon vermittelten verschiedenste saarländische Schulen in unterschiedlichsten Angeboten wirtschaftliche Zusammenhänge. Im Sachunterricht in der Grundschule stünden Grundkenntnisse im Mittelpunkt, wie der Umgang mit Geld. Hier seien auch praktische Erfahrungen wie der Einkauf in einer Bäckerei oder der Besuch eines Wochenmarktes mit eingeplant. In der Sekundarstufe 1 der Haupt- Real-, Gesamtschule oder des Gymnasiums folgten Wirtschaftsthemen, die fest eingeplant sind in den Lehrplänen der Fächer Geschichte, Erdkunde, Politik und Sozialkunde. Im Fach "Beruf und Wirtschaft" in den Klassenstufen 7 bis 10 der Gemeinschaftsschule werde eine ökonomische Grundbildung vermittelt, "die die Schülerinnen und Schüler zu wirtschaftlichem Handeln und unternehmerischem Tun anleitet", argumentiert das Ministerium. "Dort werden wichtige Kompetenzen zu den Themenbereichen Umgang mit Geld, Unternehmertum, Konsum, Nachhaltigkeit und Verbraucherbildung erworben."

Wirtschaft gehöre zudem als Fach in drei unterschiedlichen Varianten je nach Schulart zum Angebot an allgemeinbildenden Schulen im Saarland. Die Vermittlung von Wirtschaftswissen sei zentraler Auftrag von Oberstufengymnasien wie dem Technisch-Wissenschaftlichen Gymnasium (TWG) in Dillingen, dem Wirtschaftswissenschaftlichen Gymnasium (WWG) in Saarbrücken und dem Wirtschaftsgymnasium (WG) in Saarbrücken.

Hinzu kämen berufliche Gymnasien mit wirtschaftlichem Schwerpunkt wie die Berufsbildungszentren Merzig, St. Ingbert, Neunkirchen, St. Wendel und Lebach. Das Fach "Wirtschaftslehre" finde man in der Einführungsphase der Gymnasien in Klassenstufe 10, zudem auch in der Hauptphase der Gymnasialen Oberstufe der Jahrgangsstufen 11 und 12 beziehungsweise 12 und 13 als zwei- oder vierstündiges Grundkursfach.

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