Jugendliche fordern Schulfach Wirtschaft

Berlin · Eine große Mehrheit der jungen Leute wünscht sich einer Umfrage zufolge, dass in der Schule Wirtschaftsthemen ausführlicher behandelt werden. Fast drei Viertel befürworten sogar ein eigenes Schulfach Wirtschaft.

Unter Jugendlichen wächst das Interesse an Wirtschaft wieder. Das ist ein Ergebnis der jüngsten Jugendstudie der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) im Auftrag des Bundesverbands deutscher Banken. Demnach interessierte sich rund ein Drittel (34 Prozent) der 14- bis 24-Jährigen stark oder sehr stark für Wirtschaftsthemen. Bei der vorherigen Befragung im Jahr 2012 waren es nur 22 Prozent, im Jahr 2009 hingegen fast so viele wie jetzt (33 Prozent). Vor drei Jahren "haben wir deutlich die Folgen der Finanzmarktkrise gespürt. Die komplexen und für viele nur schwer verständlichen Negativthemen hatten viele Jugendliche eher abgeschreckt, sich mit ökonomischen Fragen und Finanzthemen zu befassen", sagte gestern der Hauptgeschäftsführer des Bankenverbands, Michael Kemmer .

E ine große Mehrheit von 81 Prozent der Befragten wünscht sich den Angaben zufolge mehr Wirtschaft in der Schule. 73 Prozent plädieren für ein eigenes Schulfach Wirtschaft. Kemmer bekräftigte diese Forderung, ein solches Pflichtfach bundesweit einzuführen. In Baden-Württemberg soll es ab dem nächsten Schuljahr das Fach Wirtschaft gebe n.

Trotz des gestiegenen Interesses junger Leute an Wirtschaftsthemen weise ihr ökonomisches Wissen "bedenkliche Lücken" auf, teilte der Bankenverband mit. Bei einem Wissenstest mit sieben Fragen zu Wirtschafts- und Finanzthemen schnitten knapp 40 Prozent der jungen Befragten schlecht oder sehr schlecht ab. Die Wissenslücken sind nach Worten Kemmers noch immer groß. So wusste zum Beispiel mehr als die Hälfte der Befragten nicht, was "Rendite " bedeutet und dass die Europäische Zentralbank für die Sicherung der Preisstabilität veran twortlich ist.

Die GfK hatte Anfang Juni 651 repräsentativ ausgewählte Jugendliche und junge Erwachsene befragt.

Meinung:

Mehr Wirtschaft in der Schule

Von SZ-RedakteurVolker Meyer zu Tittingdorf

Jugendliche haben offenbar mehr Durchblick als viele für Schule und Unterricht Verantwortliche. Vier Fünftel der 14- bis 24-Jährigen haben erkannt, wie stark die Wirtschaft das Leben prägt, und wünschen sich daher, mehr davon in der Schule zu erfahren. Dass dies auch nötig ist, hat die Umfrage gezeigt. Wenn mehr als die Hälfte der Befragten mit dem Wort "Rendite " nichts anfangen kann, sind die Wissenslücken erschreckend groß. Was kein Wunder ist, da Wirtschaftsthemen in den allgemeinbildenden Schulen ein Schattendasein fristen und - wenn überhaupt - nebenher in Fächern wie Politik und Erdkunde behandelt werden. Es muss nicht gleich ein extra Schulfach sein, aber "Wirtschaft" sollte mehr Raum in der Schule bekommen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort