„Wir urteilen nach dem Äußeren“

1946 hat Jean Cocteau das französische Volksmärchen „Die Schöne und das Biest“ zum ersten Mal verfilmt. 1991 machte das Disney-Studio aus dem Stoff ein Trickfilmmusical. Jetzt hat der französische Regisseur Christophe Gans („Der Pakt der Wölfe“) den Stoff mit Vincent Cassel und Léa Seydoux adaptiert. SZ-Mitarbeiter Martin Schwickert hat mit Cassel gesprochen, der den verzauberten Prinzen spielt.

 Bewaffnet und pompös kostümiert: Vincent Cassel in „Die Schöne und das Biest“. Foto: Concorde

Bewaffnet und pompös kostümiert: Vincent Cassel in „Die Schöne und das Biest“. Foto: Concorde

Foto: Concorde

In "Die Schöne und das Biest" stecken Sie über weite Teile in einem ausgepolsterten Kostüm, ihr Gesicht wird durch eine digitale Maske ersetzt. Wieviel bleibt da noch, um eine Figur verständlich zu machen?

Cassel: Das ist schon sehr speziell, weil alles, was man macht, noch einmal von Computertechnikern überarbeitet wird. Aber das tut uns Schauspielern mal ganz gut, wenn wir bei einem Film unser eigenes Ego hintanstellen müssen.

Wie böse ist Ihr Biest?

Cassel: Die meisten Filme, die ich bisher gemacht habe, waren von eher rauer Natur. Als ich für dieses Projekt angefragt wurde, dachte ich deshalb zuerst, dass es auf eine düstere Version von "Die Schöne und das Biest" hinauslaufen würde. Aber hier geht es um Familienunterhaltung, und da ist es wichtig, ein Biest zu entwerfen, das die jungen Zuschauer nicht verschreckt. Eigentlich sieht das Biest auf der Leinwand viel netter aus, als ich es gespielt habe. Das ist der erste meiner Filme, den ich auch meinen Kindern zeigen kann.

Im Kino ist der Markt des "Family Entertainments" fest in der Hand amerikanischer Produktionen. Versteht sich "Die Schöne und das Biest" auch als Angriff gegen diese Vorherrschaft?

Cassel: Der Film hat ein internationales Potenzial und wurde auch schon vor seiner Fertigstellung in viele Länder verkauft. Wir haben es geschafft, einen Film dieser Größenordnung für etwa ein Drittel der Kosten auf die Beine zu stellen, die man in Hollywood für so ein Projekt veranschlagen würde. Da fragt man sich wirklich, wo das Geld in der US-Filmindustrie hinfließt. Aber trotz der internationalen Ausrichtung haben wir uns dagegen entschieden, den Film in Englisch zu drehen. Es war uns sehr wichtig, die französische Identität des Stoffes zu bewahren.

Der Film erzählt auch von der Schwierigkeit, unter der Oberfläche das wahre Wesen eines Menschen zu erkennen. Wie gut sind Sie darin selbst?

Cassel: In dieser Beziehung sind wir alle gleich gestrickt. Wir urteilen zunächst nach dem äußeren Erscheinungsbild. Ehrlich gesagt habe ich die Erfahrung gemacht, dass der erste Eindruck selten trügt. Ich erinnere mich an einen Architekten, der mir empfohlen wurde und der bei unserem ersten Treffen Socken mit Weihnachtsmännern drauf trug. Ich dachte: Kann ein Mann, der solche Socken trägt, wirklich ein Haus bauen? Natürlich habe ich gleich danach gedacht, dass man die Menschen nicht nach ihren Socken beurteilen sollte - aber unglücklicherweise haben sich meine Vorahnungen auf das Schlimmste bestätigt.

"Die Schöne und das Biest" läuft im Cinestar und Passage-Kino (Sb), im Cinema Europa in Zweibrücken und im Broadway Landstuhl.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort