Wie weiter bei Wagner?

Bayreuth · Morgen enden die diesjährigen Bayreuther Festspiele. Dann geht es an den Verhandlungstisch: Bleiben die Wagner-Schwestern auch über 2015 hinaus die Chefinnen am Grünen Hügel?

Die Frage in Bayreuth: Wer leitet das Festival ab 2015? Bis dahin laufen die Verträge der Chefinnen Katharina Wagner und Eva Wagner-Pasquier. Während ihr Vater Wolfgang Wagner ein Engagement auf Lebenszeit besaß, bekamen die Töchter 2008 lediglich einen Intendantenvertrag mit der üblichen Laufzeit von sieben Jahren. Die Wagner-Halbschwestern halten sich bedeckt: Die Verhandlungen seien bald zu führen, sagte Katharina Wagner vor wenigen Monaten. Ein weiteres Engagement hänge von den Vertragsbedingungen ab.

Die Festspiele enden morgen, das Führungsduo dürfte zufrieden sein. Der neue "Ring des Nibelungen" in der Regie von Frank Castorf hat hitzige Debatten ausgelöst, begeisterte Reaktionen und wütende Proteste. Trotz vieler Unschärfen in der Inszenierung: Castorf hat vor der Mammutaufgabe, zum 200. Geburtstag Richard Wagners den "Ring" ausgerechnet in Bayreuth neu zu aufzulegen, nicht kapituliert. Dass Kirill Petrenko als musikalischer Leiter der Tetralogie gefeiert wurde, ist nicht dem Gespür der Intendantinnen zuzurechnen - den Maestro aus Russland hatte bereits Wolfgang Wagner engagiert.

Was also können die Schwestern in die Waagschale werfen? Die "Tannhäuser"-Produktion, mit der 2014 die Festspiele beginnen, findet nach wie vor kein großes Gefallen. "Lohengrin" ist zwar ein Dauerbrenner, "Der fliegende Holländer" plätschert aber nur so dahin. Die Kinderoper, zum Antritt der Chefinnen eingeführt, ist immer noch ein Erfolg. Verabschieden mussten sich die Bayreuther allerdings wieder vom "Public Viewing", Hauptsponsor Siemens sprang ab. Ärger mit dem Rechnungshof gab es wegen der Kartenvergabe; dem maroden Festspielhaus steht zudem eine millionenschwere Sanierung bevor, Pläne für eine neue Probebühne landeten schnell wieder in der Schublade.

Es läuft also nicht alles reibungslos. Auffällig ist aber, dass Gesellschafter der Festspiel-GmbH den Schulterschluss suchen: So nahm Bayerns Kunstminister Wolfgang Heubisch (FDP) eigens an der Auftakt-Pressekonferenz der Festspiele teil, um zu versichern, dass der Freistaat das Festival weiter unterstützt. Auch die mächtigen Mäzene der Gesellschaft der Freunde von Bayreuth scheinen sich - nach anfänglichen Dissonanzen - mit den Hügel-Chefinnen arrangiert zu haben. Weitere Gesellschafter sind der Bund und Bayreuth.

Bleibt die Frage: Wer stünde sonst zur Verfügung? Cousine Nike Wagner, die 2008 eine Bewerbung um die Festspielleitung abgegeben hatte, beginnt 2014 als Intendantin des Bonner Beethovenfestes. Dirigent Christian Thielemann ist musikalischer Berater der Festspiele und dürfte kaum Ambitionen haben, den Platz im Orchestergraben mit einem Schreibtischposten zu tauschen. Denkbar wäre, dass die 68 Jahre alte Eva Wagner-Pasquier sich zurückzieht und ihrer 35 Jahre alten Halbschwester das Feld komplett überlässt. Wie auch immer - Katharina Wagner wird auch über 2015 hinaus am Grünen Hügel präsent sein. In zwei Jahren inszeniert sie "Tristan und Isolde" neu.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort