Weihnachtsgeld bleibt unangetastet

Saarbrücken. Joachim Malter, Hauptgeschäftsführer der Vereinigung Saarländischer Unternehmensverbände (VSU) sieht das Saarland auf gutem Weg aus der Wirtschaftskrise. Schon Ende 2011 könne man wieder ein so gutes Wirtschaftswachstum erreichen wie vor der Krise. Die Arbeitgeberverbände hätten deshalb kein Interesse daran, das Weihnachtsgeld zu reduzieren oder abzuschaffen

Saarbrücken. Joachim Malter, Hauptgeschäftsführer der Vereinigung Saarländischer Unternehmensverbände (VSU) sieht das Saarland auf gutem Weg aus der Wirtschaftskrise. Schon Ende 2011 könne man wieder ein so gutes Wirtschaftswachstum erreichen wie vor der Krise. Die Arbeitgeberverbände hätten deshalb kein Interesse daran, das Weihnachtsgeld zu reduzieren oder abzuschaffen. Alfred Staudt, Verdi-Chef an der Saar, räumt ein, für die Metall-Arbeitgeber und größere Verbände treffe dies wohl zu. Allerdings gerate das Weihnachtsgeld in immer mehr Bereichen unter Druck. Etwa dem Nahrungsmittelgewerbe, dem Handel, in Speditionen, Busunternehmen und Teilen des Versicherungsgewerbes. Wo Weihnachtsgeld freiwillig gezahlt wird, sei die eindeutige Tendenz festzustellen, dies abzuschaffen. Wo Tarifverträge gelten, werde es fast überall gezahlt. Gewerkschafter wie Hans-Peter Kurtz, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Verwaltungsstelle Saarbrücken und Chef der Arbeitskammer, sehen im Weihnachtsgeld mittlerweile sogar eine Notwendigkeit. Die Mitarbeiter würden diese Zahlungen als Gehaltsbestandteil für die Anschaffungen des täglichen Lebens einkalkulieren.Diese Argumentation kann Georg Brenner, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer (HWK), nicht nachvollziehen. Auch betont er, dass das Handwerk Weihnachtsgeld in zahlreichen Branchen gewähre: Von Metall- und Elektrobetrieben bis hin zum Baugewerbe und dem Karosseriebau.

Gute Auftragslage

Die Autoindustrie erholt sich offensichtlich schnell von der Krise. Karin Markenstein, Pressesprecherin des Auto-Getriebe-Zulieferers ZF, berichtet "von einer sehr guten Auftragslage. Wir zahlen Weihnachtsgeld. Es richtet sich nach den Jahren der Betriebszugehörigkeit." Auch Bosch in Homburg freut sich über eine sehr hohe Nachfrage. "Wir zahlen Weihnachtsgeld", bestätigt Pressesprecherin Anne Schuppler. Ford-Mitarbeiter bekommen - je nach Betriebszugehörigkeit - bis zu 55 Prozent ihres Monatsentgelts als Weihnachtsgeld, erläutert Pressesprecherin Sigi Klein-Schwinn. Auch die Stahlindustrie vermeldet steigende Auftragszahlen. Die Dillinger Hütte zahlt Weihnachtsgeld, so Pressesprecherin Ute Engel. Im Handel richtet sich Globus nach dem Tarifvertrag. Beschäftigte der Galeria-Kaufhof GmbH an der Saar erhalten 62,5 Prozent des monatlichen Tarifentgelts für November 2010. Karstadt-Mitarbeiter müssen als Beitrag zur Sanierung des Unternehmens auf Weihnachtsgeld verzichten. Auch bei der Karlsberg-Brauerei gibt es 2010 keine Sonderzahlung. Dagegen zahlt Villeroy & Boch wegen positiver Ergebnis-Entwicklung Weihnachtsgeld in vollem Umfang. Vorstandschef Frank Göring geht für das Gesamtjahr von einem deutlich positiven Ergebnis aus, "das mit rund 15 Millionen Euro unsere bisherigen Erwartungen übertreffen dürfte".

Weihnachtsgeld beibehalten

Von SZ-RedakteurThomas Sponticcia

Die Arbeitgeber sind gut beraten, das Weihnachtsgeld auch künftig unangetastet zu lassen. Diese Zahlung ist in erster Linie eine Belohnung für gute und verlässliche Arbeit der Beschäftigten das ganze Jahr hindurch. Es wird umgekehrt bei der Belegschaft als ein Beitrag zur positiven Motivation verstanden. Eine Anerkennung, die noch wichtiger werden wird. In Zeiten zurückgehender Bevölkerungszahlen werden künftig solche Unternehmen eher Chancen auf hoch motivierte Nachwuchskräfte haben, die sich auch vom Verdienst her attraktiv darstellen. Gleichzeitig muss eine Ausnahme zulässig bleiben. Wenn Unternehmen nachweislich im Bestand gefährdet sind, wie etwa Karstadt. Dann kann Weihnachtsgeld mal ausfallen. Aber nur vorübergehend.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort