Immerhin geht es um einen Titel

Helsinki. Arthur Abraham fröstelt. Es ist kalt in Helsinki. Minus sieben Grad. Dabei dürfte Kälte dem einstigen Weltmeister im Mittelgewicht nichts ausmachen, seit ihn sein Trainer Ulli Wegner in einer Kältekammer bei 109 Grad minus Schattenboxen ließ. Umso heißer wird es am Samstag (23

Helsinki. Arthur Abraham fröstelt. Es ist kalt in Helsinki. Minus sieben Grad. Dabei dürfte Kälte dem einstigen Weltmeister im Mittelgewicht nichts ausmachen, seit ihn sein Trainer Ulli Wegner in einer Kältekammer bei 109 Grad minus Schattenboxen ließ. Umso heißer wird es am Samstag (23.15 Uhr, live in der ARD) in Hartwall Arena von Helsinki zugehen, wenn Abraham (30) und der Engländer Carl Froch (33) um den vakanten WBC-Titel im Supermittelgewicht kämpfen.

Froch fühlt sich stärker

"King Arthur" und "Carl the Cobra" gaben sich - ohne große Sprüche - sehr selbstbewusst in der Pressekonferenz im "Power Play Restaurant" der Arena. Froch (26 Siege, 20 durch K.o., eine Niederlage) hat mit 1,85 Metern Körpergröße deutliche Vorteile und sagt: "Ich bin Abraham in vielen Bereichen überlegen, nicht nur mit meiner Reichweite. Ich habe mehr Ringintelligenz und bin einfach stärker." Abraham (31 Siege, 25 durch K.o., eine Niederlage) kontert kühl: "Im Ring zählt allein mentale Stabilität und Cleverness, nicht wer größer und stärker ist."

Ach ja, der Kampf ist - nebenbei - auch ihr jeweils dritter im Rahmen eines Turniers. Sie fanden es eine "Superidee", das Boxturnier "Super Six" der besten Supermittelgewichtler (Limit 76,203 Kilo) der Welt zu organisieren. Die Erfinder Kalle Sauerland junior und Ken Hershman, General Manager des US-Bezahlsenders "Showtime", gaben ihrem Spektakel den bombastischen Titel "World Boxing Classic" und schickten Arthur Abraham, der seinen Mittelgewichtstitel aufgab, den WBA-Weltmeister Mikkel Kessler (Dänemark), den WBC-Weltmeister Carl Froch (England) und die drei US-Amerikaner Andre Dirrell, Ex-Weltmeister Jermain Taylor und den Olympiasieger von 2004, André Ward, auf Promotion-Tour rund um die Welt - nach New York, Kopenhagen und Berlin. Das Sextett posierte unter anderem vor dem Brandenburger Tor.

Nach einem komplizierten Punktemodus mit drei Vorrunden-Kämpfen für jeden und folgendem Halbfinale und Finale sollte der beste Supermittelgewichtler der Welt ermittelt werden. Der Anspruch war schon deswegen fragwürdig, weil die Weltmeister der Verbände IBF (Lucian Bute) und WBO (Karoly Balzsay, mittlerweile Robert Stieglitz) nicht mitmachen und nicht nachrücken durften. "Uns hat niemand gefragt", bestätigt auf Anfrage Stieglitz' Manager Ulf Steinforth.

Nach dem gewaltigen Reklame-Rummel vor anderthalb Jahren sind von den "Super Six" inzwischen Taylor, Kessler und Dirrell ausgestiegen - nicht ausgeschieden. Gegen Dirrell hatte Abraham vor acht Monaten in Detroit den ersten Niederschlag und die erste Niederlage seiner Karriere erlitten, als er, klar nach Punkten zurück liegend, disqualifiziert wurde. Er hatte in der zehnten Runde den am Boden hockenden Amerikaner einen Kinnhaken verpasst.

Taylor und Kessler wurden durch Allan Green (USA) und Glen Johnson (Jamaika) ersetzt. Durch Kesslers verletzungsbedingten Rückzug wurde dessen WBC-Titel vakant, um den Abraham und Froch an diesem Samstag kämpfen. Johnson (41) schlug Green k.o. und qualifizierte sich mit nur einem Kampf (3 Punkte) bereits für das Halbfinale.

Halbfinalisten stehen fest

Auf einen Ersatzmann für Dirrell wurde verzichtet. Denn der eigentliche Gegner, WBA-Superchampion André Ward, kam als zweifacher Punktsieger (6 Punkte) auch ohne dritten Kampf in die Runde der letzten Vier. Ihm wurde kampflos ein Punktsieg (2 Punkte) gutgeschrieben. Der unbesiegte Ward verteidigt dafür diesen Samstag in Kalifornien seinen Titel gegen den Australier Sakio Biko - außerhalb des fragwürdig gewordenen Turniers.

Durch die Ausfälle und Ersatzleute sind auch Abraham (ein K.o.-Sieg/3 Punkte) und Froch (ein Punktsieg/2 Punkte) bereits fürs Halbfinale qualifiziert. In Helsinki geht es nur um den Titel. Immerhin. Promoter Wilfried Sauerland (70) sagt: "Ich bin seit über 30 Jahren im Boxgeschäft. Ich kann mich nicht erinnern, wann ich jemals so aufgeregt war." "Im Ring zählt allein mentale Stabilität und Cleverness."

Arthur Abraham vor seinem WM-Kampf gegen Carl Froch

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