Braune Fettzellen verheizen überschüssige Kalorien und Fettpolster

Saarbrücken · Durch Zufall haben Forscher erst vor wenigen Jahren herausgefunden, dass Erwachsene über braunes Fettgewebe verfügen. Anders als weißes Fett speichert es keine Energie, sondern verheizt sie. Braunes Fettgewebe erzeugt 300-mal mehr Wärme als jedes andere Gewebe im Körper.

 Unterm Mikroskop sind deutliche Unterschiede zwischen braunem (links) und weißem Fett zu erkennen. Bild: American Heart Association

Unterm Mikroskop sind deutliche Unterschiede zwischen braunem (links) und weißem Fett zu erkennen. Bild: American Heart Association

(ug) Unter Fettgewebe stellt man sich landläufig eine gelblich-weiße Masse überflüssigen Körperballasts vor, die zu nichts anderem taugt, als mit Vorliebe anzuschwellen und sich den meisten Diätversuchen beharrlich zu widersetzen. Doch ohne Fettgewebe, beziehungsweise ohne die Fähigkeit des Körpers, Energiereserven in Form von Fettdepots einzulagern, wären wir krank und anfällig.

Besonders anschaulich wird dies bei Patienten mit familiärer Lipodystrophie, einer seltenen angeborenen Störung, bei der den Betroffenen das Unterhautfettgewebe fehlt. Sie wirken zwar schlank und muskulös, allerdings sammelt sich bei ihnen Fett vermehrt dort an, wo es gesundheitliche Probleme verursachen kann: im Bauchraum und in den Organen. Die Patienten haben massiv erhöhte Blutfettwerte und ihr Insulinstoffwechsel ist gestört. Sie sind krank, obwohl sie kaum Unterhautfettgewebe haben. Das ist auch kein Wunder, denn das Unterhautfettgewebe übernimmt wichtige Aufgaben im Körper. Die offensichtlichste ist, Energiereserven einzulagern. Alle Körperzellen benötigen rund um die Uhr Energie, wir essen aber idealerweise nur wenige Male am Tag. Folglich müssen die Mahlzeiten mehr Kalorien liefern als aktuell verbraucht werden, und diese müssen für die Zeiten zwischen den Mahlzeiten und für die Nacht sicher und gut zugänglich eingelagert werden.

Fett ist ideal dafür geeignet, Kalorienüberschüsse kompakt aufzubewahren.

Würde der Körper alle seine Energiereserven in Form des Kohlenhydrats Glykogen einlagern, wären wir alle sehr viel dicker und wögen ungleich viel mehr. Denn Glykogen bindet Wasser. Mit jedem Gramm Glykogen müssten nach den Gesetzen der Biochemie mindestens drei Gramm Wasser mit eingebaut werden. Somit ist Fett die leichteste und platzsparendste Variante des Energiedepots.

Dass die eingelagerten Fette zwischen den Mahlzeiten heute bei vielen Menschen nicht mehr ausreichend abgebaut und genutzt werden, liegt unter anderem daran, dass es oft keine mehrstündigen Esspausen mehr gibt, sondern unentwegt "ge snackt" wird. Die Mahlzeiten und Getränke sind oft stärke- und zuckerreich, was zu einer hohen Insulinausschüttung führt. Insulin verhindert jedoch den Fettabbau. Und aufgrund geringer körperlicher Aktivität wird ohnehin nur wenig Energie verbraucht.

Neben den Depots an weißem Körperfett gibt es auch braunes Fettgewebe. Es sieht unter dem Mikroskop dunkler aus, daher sein Name. Das braune Fett dient nicht in erster Linie dem Speichern überschüssiger Energie, es nutzt im Gegenteil gespeicherte Energie, um Wärme zu erzeugen. Damit kann es nicht nur vor Kälte schützen, sondern auch überschüssige Energie "verpuffen" lassen und zur Regulation des Körpergewichts beitragen.

Inzwischen konnten mehrere Forscherteams zeigen, dass sich weißes Speicherfett auch beim Menschen "bräunen" lässt. Vor allem durch Kältereize angeregt, beginnen einige weiße Fettzellen, mehr Mitochondrien zu bilden und vermehrt Fettsäuren und Zucker zur Wärmebildung zu verbrennen.

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