Kälte könnte beim Abnehmen helfen

Zürich · In der Forschung häufen sich Hinweise, dass menschliche Fettzellen durch Kälte so umprogrammiert werden, dass sie Energie verbrennen statt zu speichern. Noch halten sich Wissenschaftler mit Empfehlungen für eine Kältetherapie zum Abspecken zurück.

 Die Wärmebildkamera beweist: Wird einer Maus richtig kalt, beginnen ihre braunen Fettzellen (rot) zu heizen. Foto: Uni Pennsylvania

Die Wärmebildkamera beweist: Wird einer Maus richtig kalt, beginnen ihre braunen Fettzellen (rot) zu heizen. Foto: Uni Pennsylvania

Foto: Uni Pennsylvania

(ml) Schon länger ist bekannt, dass Kälte auch im menschlichen Körper dazu führen kann, dass sich weiße Fettzellen in braune Fettzellen umwandeln. Droht der Körper über eine längere Zeit auszukühlen, werden Stresshormone freigesetzt. Diese setzen eine Signalkette in Gang, die dafür sorgt, dass mehr braune Fettzellen gebildet werden. "Dieses braune Fett erzeugt mehr Wärme und stabilisiert dadurch die Körpertemperatur", erklärt Professor Dr. Alexander Pfeifer von der Uni Bonn.

Noch vor wenigen Jahren galt allgemein das Dogma, dass braune und weiße Fettzellen aus unterschiedlichen Vorläuferzellen gebildet werden und sich daher nicht umwandeln können. Man wusste, dass Neugeborene viele braune Fettzellen haben und damit ihre Körpertemperatur regulieren, war aber auch der Meinung, Erwachsene hätten überhaupt kein braunes Fett mehr. Heute geht man davon aus, dass es etwa 50 bis 100 Gramm sind - im Alter noch weniger -, das vermischt mit weißem Fettgewebe im Oberkörper sitzt: entlang der Wirbelsäule, an größeren Blutgefäßen und im Bereich der Schlüsselbeine. Und meist sind die braunen Fettzellen inaktiv.

Dann gelang unter anderem Forschern der ETH Zürich in Experimenten mit Mäusen der Nachweis, dass sich im weißen Fettgewebe braune Fettzellen bildeten, wenn die Tiere eine Woche lang bei winterlichen Temperaturen von acht Grad Celsius gehalten wurden. Zogen die Mäuse danach wieder in gut geheizte Räume um, wurde das Fettgewebe wieder weiß. Die Umwandlung ließ sich je nach Temperatur beliebig wiederholen.

Die Forscher gehen davon aus, dass es sich bei Menschen ähnlich verhält: Bei Kälte entstehen aus weißem Fettgewebe braune, heizende Fettzellen. Forschungen an der Universität von Kalifornien in San Francisco legen nahe, dass das Immunsystem bei Kälte durch das Ausschütten bestimmter Botenstoffe dazu beiträgt, weißes in braunes Fett umzuwandeln.

Forscher der Uni Tübingen haben entdeckt, dass Menschen mit zunehmendem Alter immer weniger braunes Fett aufweisen. Bei Männern verringert sich die braune Fettmasse viel schneller als bei Frauen. Ungeklärt ist, ob auch alte Menschen neues braunes Fett bilden können.

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