Wunder aus dem Wald

Wien · Ein Waldspaziergang ist für viele ein echtes Wohlfühl-Erlebnis. Doch nicht jeder hat einen Wald um die Ecke oder genügend Zeit für einen täglichen Gang in die Natur. Die Öle vieler Nadelhölzer helfen, das „Waldgefühl“ nach Hause zu bringen.

Regina Kail-Urban hatte einfach keine Lust mehr. Die österreichische Fernseh-Moderatorin wollte nichts mehr hören vom ständigen "Theater ums Schönsein", wie sie selbst betont. Sie fing an, ihr Leben zu entgiften. Das bedeutet: Verzicht auf viele herkömmliche Kosmetika und chemische Stoffe, zurück zur Natur.

Die 38-Jährige hat auf ihrem Weg zu einem gesünderen Leben das Zirbenöl für sich entdeckt. Die Zirbe ist ein Kieferngewächs und gilt als "Königin der Alpen". Sie wächst nur in etwa 1500 bis 2000 Metern Höhe. "Der Geruch ist herrlich", schwärmt Kail-Urban. "Das Öl riecht gleichzeitig nach Zitrone, erdig, luftig und nach Wald." Sie verwendet es jeden Morgen zum "Ölziehen", eine Methode aus der ayurvedischen Gesundheitslehre. Das Rezept ist einfach: "Ein Esslöffel Öl im Mund hin und her bewegen, dann nach etwa zehn Minuten ausspucken, am besten in den Müll, nicht in den Abfluss, da es die ganzen Schadstoffe enthält." Zirbenöl soll antibakteriell und desinfizierend wirken und hat offenbar auch "schöne" Nebeneffekte: "Ich habe dadurch auf jeden Fall wieder weißere Zähne bekommen", berichtet Kail-Urban.

Zirbe, Kiefer, Fichte oder Tanne: Der Wald steckt voller Stoffe, die angeblich schön und gesund machen. Das haben Kräuterexperten schon vor Jahrhunderten gesagt. Die Kosmetikbranche bietet heute "Waldkosmetik" in allen Facetten an: zum Beispiel in Sauna-Aufgüssen, Badezusätzen, Duschbädern oder Cremes. Deren Anwendung kann nach Expertenmeinung nicht nur entspannen, sondern auf den Körper durchaus auch nachhaltig wirken. Denn neben dem Wohlfühl-Duft nutzen solche Produkte immer auch die "antiseptische Wirkung des Öls", auch wenn diese insgesamt schwach ausgeprägt sei, bestätigt die Pharmazeutische Zeitung.

Kein Wunder also, dass es vielen Herstellern vor allem auf die Qualität des verwendeten Nadel-Öls ankommt. So unterhält die Traditionsfirma Kneipp ein eigenes "Hautkompetenzteam". "Unsere Forschungsabteilung prüft zum Beispiel, welche Stoffe aus Badezusätzen beim Baden freigesetzt werden", sagt Sprecherin Anne-Christin Bonke. Zudem klärt das Unternehmen in einem eigenen Pflanzenlexikon umfassend über die Wirkung von Aromen auf. So vertragen sich würzige Nadeldüfte durchaus mit Rosmarin oder Wacholder. "Die etwas holzige Zeder haben wir gerade mit Orange und Nelke kombiniert", erzählt Anne-Christin Bonke: "Das wirkt unter anderem als Sauna-Aufguss ausgleichend und beruhigend."

Auch andere Firmen experimentieren mit Zutaten aus dem Wald. "Wir haben Birkenblätter mit Rosmarin und Ruskus gemischt", berichtet Weleda-Sprecher Tobias Jakob. "Birkenblätter enthalten Flavonoide und Gerbstoffe. Sie aktivieren den Hautstoffwechsel und regeln den Flüssigkeitshaushalt." Sei dieser im Körper ausgeglichen, dann werde auch das Bindegewebe fester. Zudem wirke Birke entschlackend und entwässernd. Daher findet sie sich auch in Dusch-Peelings und Körper-Ölen wieder. Eine festere Haut soll auch die Schwarzkiefer machen, die vor allem im Mittelmeer-Raum wächst. Das propagiert der griechische Kosmetikriese Korres und beruft sich auf eigens in Auftrag gegebene Studien. Schwarzkiefer-Cremes und -Seren sollen Augenfältchen vorbeugen und einen nachgewiesenen Anti-Aging-Effekt haben.

Die Zirbe bleibt dagegen ein eher exklusiver und auch teurer Bestandteil der Waldkosmetik. Sie wird vor allem in Österreich verarbeitet, wo sie im hochalpinen Gelände wächst. Natursalz-Hautpeelings aus Zirbenmehl und Honig sollen die Haut elastischer machen. Viele kleine Manufakturen stellen auch Bio-Seifen aus Zirbenöl her, ohne Palmfett oder künstliche Konservierungsmittel. Sogar Pflege-Lippenstifte werden mit Zirbenaroma veredelt.

Kail-Urban hat sich so ins Zirbenöl verliebt, dass sie sogar Kuchen damit backt. Auf ihrem Blog "detoxingmylife.com" verrät sie ihr Rezept und ergänzt: "Der Kuchen schmeckt eher nach Zitrone, anders als man sich den Geschmack einer Zirbe vorstellen würde." Ihr Tipp für die beste Wald-Wellness bleibt jedoch ein Spaziergang: "Es gibt nichts Tolleres als Waldluft für eine durchblutete, rosige, also mit Sauerstoff versorgte Haut. Das wirkt - regelmäßig gemacht - wahre Wunder."

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