VW baut den Crafter wieder in eigener Regie

Hannover · Seit 2006 wurde in den Mercedes-Werken Düsseldorf und Ludwigsfelde auch der VW Crafter produziert, baugleich mit dem Mercedes-Transporter Sprinter. Inzwischen hat VW-Nutzfahrzeuge die Zusammenarbeit mit Mercedes-Benz beendet und den neuen Crafter selbst entwickelt.

 VW bietet den neuen Crafter in verschiedenen Varianten an: als Transporter, Pritsche, Doppelkabine und auch als Fahrgestell. Fotos: VW

VW bietet den neuen Crafter in verschiedenen Varianten an: als Transporter, Pritsche, Doppelkabine und auch als Fahrgestell. Fotos: VW

Jetzt gibt es wieder einen echten VW im wichtigen Mittelklasse-Segment der Transporter. Die in Hannover ansässige Nutzfahrzeugsparte des Volkswagen-Konzerns hat den neuen Crafter vorgestellt, dessen Vorgänger noch in Kooperation mit Mercedes-Benz gebaut wurde.

Der Neue kommt der Design-Linie von Volkswagen wieder deutlich näher. Mit breitem Kühlergrill, typischer Sicke in den Flanken, geraden Fenstern und einem klar gezeichneten Heck sieht er wie ein großer T6 aus. Der Bulli genannte und 2015 erneuerte T6 ist als Kleinbus und Kleintransporter erhältlich.

In der Fahrerkabine des Crafter ist alles passgenau auf den Chauffeur zugeschnitten. Für den Handwerker, den Lieferservice oder die Notfallhelfer sind spezielle Konfigurationen im Angebot, Ergonomie und Funktionalität werden großgeschrieben. So gibt es einen optionalen Schwingsitz, der nach den Richtlinien der Aktion gesunder Rücken (AGR) zertifiziert ist und Rückenleiden vorbeugen soll. Auch der Eintritt ins Fahrerhaus ist einfacher geworden; die Einstiegshöhe wurde um zehn Zentimeter gesenkt.

Effizienter ist auch die Bedienung geworden. Eckhard Scholz, Chef bei VW-Nutzfahrzeuge, weist unter anderem auf die verbesserte Funktion der seitlichen Schiebetür hin. "Im Lieferverkehr öffnet sich die Schiebetür des Crafter 200-mal am Tag. Wir haben sie leichtgängiger und einfacher bedienbar gemacht, was jedes Mal drei Sekunden spart." Was zunächst eher bescheiden klingt, erweist sich beim Nachrechnen als bedeutender Zeitgewinn. Übers Jahr spart dies den Fahrern bis zu 36 Stunden.

Ihr Debüt in dieser Klasse feiert eine elektromechanische Lenkung. Sie ermöglicht erst die Vielzahl der erhältlichen Assistenzsysteme, die Sicherheit, Komfort und die Handlings-Eigenschaften des Fahrzeugs steigern. Unter anderen gibt es einen Trailer-Assistenten fürs Rückwärtsfahren, einen Park-Assistenten, der beim Rangieren hilft, wodurch Parkrempler vermieden werden sollen, einen Seitenwind-Assistenten, Abstandstempomat und Spurhaltewächter.

In drei Längen bietet VW Nutzfahrzeuge den neuen Crafter an: 5,99 Meter, 6,84 Meter und 7,39 Meter. Außerdem gibt es zwei Radstände (3,64 und 4,49 Meter) sowie drei Höhen (2,35, 2,59 und 2,80 Meter). Insgesamt ermöglicht die Modellpalette 69 Versionen. Dazu gesellen sich die Varianten mit Pritsche, Doppelkabine oder auch nur das Fahrgestell mit Fahrerhaus oder Windlauf. Das schafft die Möglichkeit für Sonderaufbauten. Gerade als Basis für Reisemobile dürfte der Crafter Karriere machen. Gerüchten zufolge plant VW sogar ein eigenes Urlaubsmobil, eine größere Ausgabe des auf dem T6 basierenden California.

Das Ladevolumen des Kastenwagens liegt zwischen 9,9 und 18,4 Kubikmetern, die zulässigen Gesamtgewichte zwischen 3,4 und 5,5 Tonnen. Vier Euro-Paletten oder sechs Roll-Container, die in der Gastronomie häufig eingesetzt werden, passen in den Laderaum.

Für den Antrieb sorgen Vierzylinder-Turbodiesel-Motoren mit zwei 2,0 Litern Hubraum und Leistungen von 102 PS/75 kW, 140 PS/103 kW und 177 PS/130 kW. Sie sind im Durchschnitt einen Liter sparsamer als die bisherigen Triebwerke. Für die Kraftübertragung steht auf Wunsch statt des manuellen Fünf- oder Sechsganggetriebes eine Automatik zur Verfügung. Je nach Einsatzzweck kann der Crafter mit Front-, Hinterrad- oder Allradantrieb geordert werden.

Gebaut wird der Crafter im brandneuen VW-Werk nahe der polnischen Stadt Wrzesnia. Die Markteinführung ist für das Frühjahr 2017 vorgesehen.

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