Milliardenschäden durch Flickwerk an Straßen

Frankfurt · Gehwege und Straßen sind nach Beobachtungen des Automobilclubs von Deutschland (AvD) häufig ein holpriger Flickenteppich mit vielen Löchern und Stolperfallen. Diese gefährdeten nicht nur Autofahrer, sondern auch Fußgänger und Radfahrer.

 Wären Schlaglöcher zu verhindern, wenn nach der Verlegung von Leitungen die Gräben fachgerecht verschlossen würden? Foto: Kraufmann/dpa

Wären Schlaglöcher zu verhindern, wenn nach der Verlegung von Leitungen die Gräben fachgerecht verschlossen würden? Foto: Kraufmann/dpa

Foto: Kraufmann/dpa

(np) Den schlechten Zustand vieler Straßen und Wege in Deutschland führt der Automobilclub von Deutschland vor allem auf die Verlegung und Reparatur von Versorgungsleitungen zurück. Dafür würden zwar schnell Gräben ausgehoben, die Fertigstellung aber lasse auf sich warten oder erfolge nie.

Die Gehwege und Straßen in vielen deutschen Kommunen seien oftmals durch unsachgemäße Flickarbeiten mit deutlichen Höhenunterschieden sowie tiefen und langen Rissen gekennzeichnet, die nur selten wenigstens mit Teer ausgefüllt seien. In der Folge wuchere Unkraut in den Furchen, das von den Anwohnern entfernt werden müsse, um die Zerstörung der Wege und Straßen zumindest zu verlangsamen.

Der AvD kritisiert, dass die zuständigen Behörden die Reparatur- und Verlege-Arbeiten nur unzureichend kontrollierten und oft Firmen beauftragten, die zwar für den Leitungsbau, nicht aber die Straßenreparatur geeignet seien. So würden Baugruben und Versorgungsschächte auf ungeeignete Weise zugeschüttet, der Untergrund nicht verdichtet und der Oberbau mit Steinen belegt oder asphaltiert, ohne ihn zu nivellieren. Nach nur einem Winter seien diese dünnen Krusten aufgebrochen. Es bildeten sich Pfützen, Schlaglöcher und Furchen.

Hinzu kämen Schäden, die durch achtlos abgestellte Schwerfahrzeuge und Lastwagen entstünden, weil der Unterbau von Gehwegen nicht für das Gewicht dieser Fahrzeuge ausgelegt sei. All das betreffe auch die Gehwege, für deren Instandhaltung die Anwohner oftmals zur Kasse gebeten würden, ohne dass sie die schlampige Bauausführung beeinflussen oder verhindern könnten. Der AvD plädiert dafür, wo immer es möglich sei zu verbieten, dass Fahrzeuge mit mehr als 3,5 Tonnen Gesamtgewicht mit ihren Rädern auf Gehwegen halten und parken.

Der Club geht davon aus, dass allein die Reparatur der vorhandenen Schäden an den 430 000 Kilometern deutsche Gemeindestraßen mindestens 10 000 Euro pro Kilometer kostet. Bei rund 70 Prozent betroffener Straßen seien dies für rund 300 000 Kilometer drei Milliarden Euro.

Umgerechnet auf die 11 313 deutschen Gemeinden hat jede Kommune im Schnitt 265 000 Euro für die Sanierung von Gehwegen und Straßen zu schultern. Auf zwei Jahre verteilt sei dieser Betrag auch bei knappen Kassen zu stemmen - man müsse es nur wollen, sagt der Club.

Da nach Tiefbauarbeiten meist nicht einmal eine Mindestqualität für die Wiederherstellung der Oberflächen eingehalten werde, fordert der Automobilclub eine einheitliche Handlungsanweisung, nach der die Qualitätskontrolle vorzunehmen ist. Die tätigen Unternehmen sollten erst dann bezahlt werden, wenn sie die Arbeiten sachgemäß abgeschlossen hätten.

Der Club rät betroffenen Bürgern, die Schäden zu dokumentieren und bei ihrer Gemeinde eine sachgemäße Reparatur einzufordern. Der AvD schätzt, dass mindestens die Hälfte aller Schäden noch nicht einmal erfasst worden ist. Die Reparaturen müssten zusätzlich in die Haushaltspläne aufgenommen werden. Die Kosten für Nachbesserungen dürften nicht den Anliegern aufgebürdet werden.

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