Wir wollen Ernst Huberty zurück!

Schweinsteiger habe Verantwortung übernommen, die Brasilianer hätten ihr Potenzial noch nicht zur Gänze abgerufen, die Niederländer stünden manchmal zu hoch. Und dann halten uns viele Reporter offensichtlich für derart debil, dass sie wohl davon ausgehen, wir könnten selbst nicht erkennen, wann es einen Eckstoß gibt. Oder wir erfahren: "Die 43. Minute. Gleich ist Halbzeit

Schweinsteiger habe Verantwortung übernommen, die Brasilianer hätten ihr Potenzial noch nicht zur Gänze abgerufen, die Niederländer stünden manchmal zu hoch. Und dann halten uns viele Reporter offensichtlich für derart debil, dass sie wohl davon ausgehen, wir könnten selbst nicht erkennen, wann es einen Eckstoß gibt. Oder wir erfahren: "Die 43. Minute. Gleich ist Halbzeit." Ach, was? Jetzt reicht's. Endlich zwei Tage WM-frei. Eigentlich reichen uns bei einer solchen Veranstaltung die Spiele ohne geistige Flachpässe (Ausnahme: Belá Réthy) und wir sehnen uns manchmal in unserem Schaukelstuhl Ernst Huberty herbei, der sein Dasein als Reporter auf das Wesentliche reduzierte.Zwischenzeugnis: Sie sind pünktlich, fleißig und bemüht, die Kollegen von den Öffentlich-Rechtlichen. So das ZDF, das sogar das südafrikanische Glamour-Girl Jo-Ann Strauss für Reportagen verpflichtet hat. Das Strickmuster ist immer gleich: Die in Kapstadt geborene Jo-Ann Strauss, aufgebrezelte Geschäftsfrau, streichelt einer armen Hotel-Angestellten (klein, dick, sehr dunkle Hautfarbe) über die Haare. Zuletzt berichtete Frau Strauss über aidskranke Kinder. Die Projektleiterin: Sehr groß, sehr dick, sehr dunkle Hautfarbe. Gutmensch trifft Hilfsbedürftige. Reich trifft arm - und wir fragten uns in unserem Schaukelstuhl: Wann fängt eigentlich Hochmut und Dekadenz an? Ohne Armut hätten viele Charity-Ladies gewiss ein Problem. Es geht auch anders. Die ARD zeigte mittags eine 33 Minuten lange Dokumentation über das Engagement des Fußball-Profis Thomas Hitzlsperger. Er strich keinem der aidskrankenen Kinder über die Haare, sondern unterhielt sich mit ihnen wie ein großer Bruder. Kein unsägliches Betroffenheits-Geseire, sondern authentische Anteilnahme. Ganz großes Fernsehen.

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