Fußball „Ich gehe immer noch morgens bei Aldi einkaufen“

Krakau · U21-Nationaltrainer Stefan Kuntz spricht über die Anerkennung für den EM-Titel seiner Mannschaft.

 Nach dem Finalsieg bei der U21 durfte der Saarländer Stefan Kuntz den EM-Pokal halten.

Nach dem Finalsieg bei der U21 durfte der Saarländer Stefan Kuntz den EM-Pokal halten.

Foto: dpa/Jan Woitas

Stefan Kuntz, ehemaliger FCK-Vorstandschef, feierte mit der deutschen U21-Nationalmannschaft am vergangenen Freitagabend seinen größten Erfolg als Trainer. Nach dem 1:0-Finalerfolg gegen Spanien sprach Kuntz mit sid-Mitarbeiter Erik Roos über die Wahrnehmung des EM-Titels und die Folgen.

Herr Kuntz, haben Sie Ihren Erfolg schon realisiert?

STEFAN KUNTZ Das braucht seine Zeit. Direkt nach dem Spiel ist das ein wenig unrealistisch. Erst kommt eine Zeremonie, dann wird man mit Bier vollgespritzt, dann kommt eine Pressekonferenz, dann wird man wieder mit Bier vollgespritzt. Aber so langsam kommt es.

Welches Gefühl ist das stärkste?

KUNTZ Dankbarkeit. Als ich U21-Trainer geworden bin, ist die Idee nicht von allen Seiten mit Euphorie aufgenommen worden. Das Schönste war, als mich ein Elternteil eines Spielers in die Arme genommen hat und sich für das Vertrauen bedankt hat. Da bleibt einem erst mal der Atem weg. Der EM-Titel war toll. Aber ich gehe morgens immer noch bei Aldi einkaufen.

Hat das Confed-Cup-Team gratuliert?

KUNTZ Joachim Löw hat mir geschrieben. Das sind immer die ersten, die gratulieren. Insgesamt sind es 400, glaube ich. Ich habe nicht alle Nachrichten gelesen. Ich habe das Handy zurückgelegt und genossen. Bei einigen habe ich aber auch zurückgeschrieben und gefragt: Wo warst du in den letzten zwei Jahren?

Was haben Sie Ihren Spielern vor dem Finale gesagt?

KUNTZ Ich habe gesagt: Ihr habt nichts zu verlieren. Die größte Sache ist es, den Pokal zu gewinnen, also spielt mit großem Herzen. Und ich habe gesagt: Ich weiß genau, dass jeder einzelne von euch heute Abend glücklich ist, wenn Schmidti (Zeugwart Michael Schmidt, Anm. d. Red.) oder Winni (Winfried Otto vom Fahrdienst) heute Europameister werden. Da war es ganz ruhig. Da wusste ich, dass das ein gutes Spiel wird, dass wir Spanien packen.

Welche Erinnerungen bleiben?

KUNTZ Immer, wenn eine EM beginnt, wird nach dem letzten Erfolg geschaut. Das war bei uns 2009. Sechs, sieben, acht von den damaligen Akteuren sind heute sehr große Spieler. Wenn man so einen Pokal gewinnt, wird man das niemals vergessen. In zwei Jahren wird sich jeder an dieses Team erinnern. Das Elfmeterschießen gegen England haben fast zehn Millionen Menschen in Deutschland gesehen. Die Aufmerksamkeit und Anerkennung waren außergewöhnlich hoch.

DFB-Präsident Reinhard Grindel will mit Ihnen bis 2020 verlängern. Was sagen Sie dazu?

KUNTZ Das macht mich sehr stolz. Ich habe ja schon gesagt, dass mir die Arbeit unglaublich Spaß macht. Jemand hat zu mir gesagt, normalerweise müsse man auf dem Höhepunkt aufhören. Da kann ich mich jetzt nicht so mit anfreunden.

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