Schwere Gruppe für Deutschland Dänen gehen ohne Angst ins TurnierDer große Rivale aus dem Nachbarland stapelt tiefPortugal ist von den Launen eines Superstars abhängig

Saarbrücken. Neun Siege, eine Niederlage, 27:3 Punkte, 37:8 Tore - die Qualifikation war für die Niederländer eine leichte und souveräne. Im Testspiel gegen Deutschland (0:3) zeigten sie aber auch deutliche Schwächen. "Das war ein peinliches Spiel für uns. Das tat weh", sagte Bondscoach Bert van Marwijk

Saarbrücken. Neun Siege, eine Niederlage, 27:3 Punkte, 37:8 Tore - die Qualifikation war für die Niederländer eine leichte und souveräne. Im Testspiel gegen Deutschland (0:3) zeigten sie aber auch deutliche Schwächen. "Das war ein peinliches Spiel für uns. Das tat weh", sagte Bondscoach Bert van Marwijk. Doch Obacht: Gegen Deutschland fehlten Stars wie Robin van Persie, Rafael van der Vaart und Arjen Robben, was das Spiel zu keinem verlässlichen Gradmesser macht. Die Niederlande sind auch dank Wesley Snejder (Inter Mailand), Nigel de Jong (Manchester City) und Schalkes Klaas-Jan Huntelaar ein Turnierfavorit ohne Wenn und Aber. Ihre Bilanz gegen Deutschland: Zehn Siege, 14 Remis und 14 Niederlagen. kipKiev. Bundestrainer Joachim Löw zeigte keine Regung und Nationalmannschaftsmanager Oliver Bierhoff stockte kurz der Atem: Als feststand, dass die deutsche Nationalelf auf dem Weg zu ihrem vierten EM-Titel in der Vorrunde eine Hammergruppe mit Vizeweltmeister Niederlande, Ex-Europameister Dänemark und Portugal überstehen muss, war der sportlichen Leitung des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) der Respekt vor den Gegnern anzusehen. "Wir nehmen es, wie es kommt. Wir haben keine Angst", sagte Löw: "Ich glaube, dass es die ausgeglichenste Gruppe ist. Ich freue mich auf interessante Duelle. In Topform haben wir berechtigte Chancen."

Bei der Auslosung am Freitagabend im Kunstpalast Ukraina in Kiew, wo die DFB-Auswahl zum Turnierabschluss im Olympiastadion im Finale stehen möchte, hatte den WM-Dritten das Losglück der Vergangenheit verlassen. Gegen die Niederlande hatte die DFB-Auswahl erst vor zweieinhalb Wochen überzeugend 3:0 gewonnen. "Wenn sie komplett sind, sind sie deutlich stärker", urteilte Löw, der größten Respekt vor den Vorrundengegnern hat. "Ich habe keinen in der Gruppe gesehen, der fröhlich ist", sagte auch Niederlandes Trainer Bert van Marwijk.

Vor der geballten Prominenz aus Sport und Politik sorgte Ex-Europameister Marco van Basten bei der Auslosung für Anspannung bei der deutschen Delegation, die wenige Stunden zuvor in der ukrainischen Hauptstadt eingetroffen war. Zwar hatte Löw zuletzt immer wieder betont, dass er weder Wunsch- noch Angstgeger habe, dennoch dürfte ihm angesichts der hochkarätigen Gegner angst und bange werden. Denn eine mögliche leichte Gruppe mit Polen, Griechenland und Irland wäre auf dem Weg ins Viertelfinale sicherlich nicht so beschwerlich gewesen.

Geht es nach Bayern Münchens Präsident Uli Hoeneß, ist allerdings ohnehin egal, gegen wen der dreimalige Europameister in der Gruppenphase spielt. "Es ist nur die Frage, wer gegen Deutschland ins Endspiel kommt. Deswegen ist es wurscht, wer sonst noch in der Gruppe rumturnt", sagte er schon vor der Auslosung. In der Gruppe B, der Deutschland in der letzten Ziehungsrunde aus Topf zwei zugelost wurde, stehen der Löw-Elf, die mit makelloser Bilanz die Qualifikation abgeschlossen hatte, in der Vorrunde enorme Reisestrapazen bevor. Die DFB-Auswahl muss alle drei Vorrundenspiele in der Ukraine austragen. Philipp Lahm und Co., die während des Turniers ihre Zelte in der Nähe von Danzig aufschlagen, müssen zu ihren Partien am 9. Juni gegen Portugal mit Weltstar Cristiano Ronaldo in Lwiw, am 13. Juni gegen die Niederlande in Charkow und am 17. Juni gegen Dänemark in Lwiw weit fliegen.

Eine schwierige Gruppe erwischte bei der Zeremonie auch Titelverteidiger Spanien. Er trifft in der Gruppe C auf Italien, Irland und Kroatien. Das Eröffnungsspiel bestreiten am 8. Juni Polen und Griechenland. Der zweite Gastgeber Ukraine bekommt es mit den Mannschaften aus Schweden, Frankreich und England zu tun.Saarbrücken. Die Qualifikation lief so trist wie die Melodien des portugiesischen Fado-Gesangs: schleppend. Zu Beginn gab es ein groteskes 4:4 gegen Zypern, am Ende ein 1:2 in Dänemark, das den Gruppensieg kostete. Immerhin konnten Cristiano Ronaldo und Kollegen in den Play-offs gegen Bosnien-Herzegowina bestehen. Ihre EM-Chancen sind wie immer gut, bisher wurde es aber noch nie gut. Ronaldo ist zwar der beste Fußballer des Kontinents, doch seine Launen können das Team auch nach unten ziehen. "Sie sind neidisch, weil ich schön, reich und ein guter Fußballer bin", hatte der Ausnahmespieler kürzlich gesagt. Nun gut. Die Bilanz gegen Deutschland: Drei Siege, fünf Remis, acht Niederlagen. kip

Saarbrücken. Die Dänen ließen die Portugiesen in der Qualifikation hinter sich - und zwar mit einem 2:1-Heimsieg am letzten Spieltag. Bei der WM in Südafrika musste die Mannschaft von Trainer Morten Olsen nach blamablen Vorstellungen nach der Vorrunde nach Hause fahren. Bei Europameisterschaften sollte man sie aber nie unterschätzen, wie die Geschichte lehrt. Bei der EM 1992 schlugen sie im Finale gar die Deutschen 2:0. "Das Halbfinale ist möglich", sagt Nicklas Bendtner. Und William Kvist meint: "Wir können alle schlagen - außer vielleicht Deutschland und Spanien." Abwarten. Ihre Bilanz gegen Deutschland: Acht Siege, drei Remis und 14 Niederlagen. kip

Foto: Chema/dpa

"Wir haben keine Angst."

Bundestrainer Joachim Löw

Meinung

Kein Titel ist vorhersehbar

Von SZ-RedakteurMichael Kipp

Klar, Deutschland kann Europameister werden. Zwar ist die Vorrundengruppe mit Holland, Dänemark und Portugal stark besetzt, die Mannschaft muss dazu viel reisen - aber das ist nebensächlich. Genau wie die Rechenspiele auf wen wir im Viertelfinale, Halbfinale oder Finale treffen könnten. Wir haben eine Mannschaft, die jeden besiegen kann. Sie sprüht vor Spielwitz, sie ist an Niederlagen gewachsen und motiviert sich an der Tatsache, dass sie noch keinen Titel geholt hat. Sie ist heiß auf den Pokal, nimmt die Favoritenrolle artig an, und vermittelt ein Selbstvertrauen, das nicht von Übermut gekennzeichnet ist.

Doch all diese positiven Zeichen garantieren keinen Titel. Schließlich ist dies eine Fußball-EM. Und die Erfahrung lehrt, dass bei solchen Turnieren Dinge geschehen, die nicht vorhersehbar sind. 1992 wurde zum Beispiel Dänemark Europameister, 2004 die Griechen. Dazu kamen in den letzten Großturnieren skurrile Schiedsrichterleistungen, die eine verlässliche Titelvorhersage unmöglich machen. Ein guter Tipp ist Deutschland aber allemal. Ganz sicher.

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