189 Tage vor EM: Es gibt viele Probleme
Kiew. Der Kunstpalast von Kiew ist fein rausgeputzt für prominente Gäste. Doch die Auslosung der Gruppen für die Europameisterschaft vom 8. Juni bis 1. Juli 2012 heute (18 Uhr/ARD und Eurosport) steht unter keinem guten Stern
Kiew. Der Kunstpalast von Kiew ist fein rausgeputzt für prominente Gäste. Doch die Auslosung der Gruppen für die Europameisterschaft vom 8. Juni bis 1. Juli 2012 heute (18 Uhr/ARD und Eurosport) steht unter keinem guten Stern. 189 Tage vor dem Eröffnungsspiel in Warschau werfen ein Korruptionsskandal in Polen und die beispiellose Massentötung von Straßenhunden in der Ukraine kein gutes Licht auf die Gastgeberländer.Vor allem der brutale Umgang mit Hunden im Endspielort Kiew und den anderen drei ukrainischen Spielorten Lemberg, Charkow und Donezk hat nicht nur Tierschützer auf den Plan gerufen. Alleine in Kiew sollen 20 000 Tiere getötet worden sein. "Wir haben Hunde gesehen, denen wurde einfach der Kopf abgeschnitten", sagte Judith Pein von der Tierschutzorganisation Peta. Interventionen bei der Europäischen Fußball-Union etwa durch Sportartikel-Hersteller und EM-Ausrüster Adidas zeigen keine Wirkung. Die ukrainische Regierung kündigte an, Tierquäler härter zu verfolgen und zu bestrafen. Die Tötung von herrenlosen Hunden sei aber aus Gründen des Allgemeinwohls weiter nötig, damit sich keine ansteckenden Krankheiten verbreiten. Dass das Thema heute vor der Auslosung, die von 70 TV-Stationen übertragen wird, bei einer Pressekonferenz der EM-Organisationskomitees angesprochen wird, gilt als wahrscheinlich.
In Polen ist kurz vor der Auslosung Verbandschef Grzegorz Lato in Misskredit geraten. Sportministerin Joanna Mucha informierte vergangene Woche die Staatsanwaltschaft über einen möglichen Fall von Korruption. Sie habe Aufzeichnungen mit "sehr ernstem und überraschenden Inhalt" erhalten, erklärte die Politikerin. Im Zentrum der Vorwürfe steht Lato. Das Beweismaterial soll ihn und Generalsekretär Zdzislaw Krecina belasten. Es geht um Unregelmäßigkeiten beim Bau der Verbandszentrale. Während sich Polens Fußball-Verband am Mittwoch von Krecina trennte, lassen Lato die Vorwürfe kalt: "Die ganze Angelegenheit bringt mich zum Lachen. Es ist das dritte Mal, dass mir die gleiche Sache angehängt wird und noch nie wurde mir irgendetwas nachgewiesen." Aus der Politik gibt es Rufe nach einer neuen Führungsriege. Nur so ließe sich das Korruptionsproblem in Polens Fußball bekämpfen.
Aber nicht nur die neuerliche Korruptionsaffäre macht den Polen Sorgen. Genauso wie in der Ukraine müssen auf den letzten Drücker gehörige Hürden genommen werden. Vor allem bei der Infrastruktur hapert es. "Noch ist nichts perfekt, aber es sind schon Veränderungen sichtbar", sagt Marcin Herra vom polnischen EM-Organisationskomitee. Immerhin die Stadien und die Flughäfen würden bis zum EM-Start fertig. Für Autobahnen, Bahnstrecken und Hotels gilt dieses Versprechen nicht. In der Ukraine gehen die Arbeiten am Straßennetz weiter, der Bahnverkehr soll bald Hochgeschwindigkeitszugverbindungen erhalten. Zudem sind die Modernisierungsarbeiten an Flughäfen in den vier Spielorten fast abgeschlossen. Immerhin die EM-Maskottchen Slavek und Slavko grüßen fast schon an jeder Ecke in den Gastgeberländern. sid