Nummer vier – wie die Fußballer

Bad Gastein · Nach ihrem zweiten Turniersieg in diesem Jahr und dem vierten in ihrer Karriere strotzt Andrea Petkovic nur so vor Selbstvertrauen und ist auf dem besten Weg zurück unter die besten zehn Spielerinnen der Welt.

So ein ganz kleines bisschen durfte sich Andrea Petkovic ein paar Stunden nach ihrem Triumph beim WTA-Turnier in Bad Gastein auch als "Fußball-Weltmeisterin" fühlen. Immerhin hatte die Darmstädterin einst Seite an Seite mit dem deutschen Final-Helden Mario Götze , der im Endspiel von Rio gegen Argentinien (1:0) das goldene Tor erzielte, bei Nationalmannschafts-Physio Klaus Eder in Donaustauf ihre Reha absolviert.

Außerdem war Petkovic unmittelbar nach ihrem Coup in Österreich am Sonntagnachmittag nach Salzburg geeilt. Von dort ging der Flieger nach Berlin, wo sich die French-Open-Halbfinalistin am Abend beim Public Viewing unters Volk mischte. "Ich war mir so sicher, dass Deutschland Weltmeister wird", meinte Petkovic, die bereits vor anderthalb Jahren mit Kumpels gewettet hatte. "Jeder hat zwei Euro gesetzt. Die zehn Euro, die ich jetzt bekomme, sind zehn Euro der Ehre", sagte die 26-Jährige.

Da passte es ins Bild, dass Fußball-Fan Petkovic just an dem Tag, als sich das DFB-Team den vierten Weltmeister-Stern holte, den vierten Turniersieg ihrer Karriere feierte. Es war nach dem Erfolg im April in Charleston/USA bereits der zweite in dieser Saison. "Das hatte ich vorher noch nie geschafft", sagte sie nach dem 6:3, 6:3-Finalerfolg gegen Shelby Rogers (USA).

Petkovic ist auf dem besten Weg dorthin, wo sie vor drei Jahren bereits stand: In die Top zehn. Und die Weltranglisten-18. kann sich schon jetzt beglückwünschen, vor gut einem halben Jahr Eric van Harpen auf Geheiß von Fed-Cup-Teamchefin Barbara Rittner als neuen Trainer verpflichtet zu haben. Der 70-jährige Niederländer ist begeistert vom Potenzial der Hessin. "Ich habe noch nie eine Spielerin gesehen, die noch so viel verbessern kann und trotzdem in den Top 20 steht", sagte van Harpen, der Petkovic Anfang Juni bei den French Open in ihr erstes Grand-Slam-Halbfinale geführt hatte. Vor allem am Aufschlag, der Beinarbeit und der Taktik der Fed-Cup-Spielerin feilt der einstige Trainer der früheren Nummer eins Arantxa Sanchez Vicario. Für den Geschmack von van Harpen agiert sein Schützling manchmal zu wild, anstatt in bestimmten Momenten Tempo aus dem Spiel zu nehmen und für Überraschungsmomente zu sorgen.

Petkovic ist von dem Routinier aus Rotterdam begeistert, der in den Sechzigern als Fußballtorwart bei Rot-Weiß Oberhausen in der Regionalliga spielte. "Eric respektiert alle, aber er hat vor keinem Schiss. Er erwartet, dass ich gegen jede gewinne, und glaubt so sehr an mich, dass mir das wahnsinnig hilft", beschreibt Petkovic ihren Trainer, dem sie ab und an schon mal das vergessene Handy oder das verlegte Portemonnaie hinterher tragen muss. "Aber wenn es um Tennis geht", berichtet sie, "dann ist Eric wie ein 20-Jähriger - besser als alle jungen Trainer. Da ist er total organisiert."

Gegen den Ausflug nach Berlin hatte van Harpen nichts einzuwenden, am Donnerstag wird Petkovic wieder ins Training einsteigen. Die Hartplatzsaison mit dem Höhepunkt US Open in New York (25. August bis 8. September) steht an. Dort hatte sie 2011 im Viertelfinale gestanden. Ein wenig weltmeisterliche Luft als weitere Motivation wird Petkovic heute wohl schnuppern, wenn "ihre" WM-Helden auf der Berliner Fanmeile empfangen werden.

Zum Thema:

auf einen BlickDer Lübecker Tobias Kamke hat als erster deutscher Tennisprofi die zweite Runde beim ATP-Tennisturnier in Hamburg erreicht. Der 28-jährige Lübecker besiegte gestern beim mit 1,3 Millionen Euro dotierten ATP-Turnier am Rothenbaum den Finnen Jarkko Nieminen mit 6:3, 4:6, 6:2. In der zweiten Runde trifft die Nummer 82 der Weltrangliste auf Vorjahresfinalist Federico Delbonis aus Argentinien . Der Warsteiner Jan-Lennard Struff scheiterte am serbischen Qualifikanten Filip Krajinovic mit 6:1, 5:7, 2:6. dpa

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