Der FC Bayern München ist das Aushängeschild des Deutschen Vereins-Fußballs. Nicht weniger als 132000 Menschen haben sich weltweit in über 2000 Fanclubs des deutschen Rekordmeisters organisiert. Alle fiebern sie der neuen Saison entgegen, die mit dem neuen Trainer Jürgen Klinsmann und Stars wie Luca Toni, Franck Ribery und Co. einiges an Spannung und an Zündstoff verspricht. Auch der Landkreis St. Wendel ist eine kleine Bayern-Hochburg, von der alle zwei Wochen mehrere Busse die Allianz Arena in München ansteuern. Welche Erwartungen haben die Fanclubs in der Region in die Saison 2008/09? "Viel erwarte ich eigentlich nicht", sagt Arno Alles vom Fanclub Golanhöhe aus Freisen. Alles: "Ich stehe der Sache mit Klinsmann kritisch gegenüber. Außerdem fehlt auch noch ein Spielmacher im Mittelfeld. Alexandr Hleb oder Deco wären sicher eine gute Alternative gewesen. Aber Spieler dieser Kategorie finden die englische Liga interessanter als die Bundesliga. Da kann der FC Bayern noch nicht mitbieten." Ähnlich kritisch hält es auch Katja Funkhauser von den Bayern-Freunden Bostalsee: "Ich war schon erstaunt, als Klinsmann vorgestellt wurde. Schon bei der WM 2006 hatte ich Joachim Löw mehr Kompetenz zugeschrieben", sagt die Nohfelderin und fügt an: "Es ist sicher ein Unterschied, größtenteils junge Spieler wie bei der Nationalmannschaft zu motivieren oder gestandene Profis bei den Bayern." Insgesamt 115 Mitglieder hat der Fanclub vom Bostalsee und Funkhauser hat sich schon seit frühester Kindheit den "Roten" verschrieben. "Im letzten Jahr hatten wir unseren Familienurlaub in Donaueschingen verbracht, weil die Bayern dort ihr Trainingslager absolvierten. Wir waren jeden Tag am Sportplatz." Dieses Jahr gab es einen Trip an die Säbener Straße, um das neue und erweiterte Areal zu besichtigen. Ganz so kritisch wie Alles und Funkhauser sieht es Werner Alsfasser nicht. Der Vorsitzende vom Fanclub Furschweiler, der 78 Mitglieder umfasst und seit 1991 besteht, ist der Überzeugung, "dass wir auch in der Champions League eine gute Rolle spielen werden". Ähnlich sieht es Harald Schmidt von den Hanjobbazis Urexweiler: "Wir sind eine der besten Mannschaften Europas. Ich denke schon, dass wir international vorne mit dabei sein werden. Zudem haben wir mit Tim Borowski einen guten Mann als Verstärkung im Mittelfeld und Toni Kroos wird auch immer besser." Aber auch bei ihm hat der ehemalige Bundestrainer Klinsmann keinen leichten Stand: "Bei der WM hat er Oliver Kahn, einen absoluten Publikumsliebling, ausgebootet. Ein Bayern-Fan vergisst das nicht." Oliver Sinnewe vom 95 Mitglieder zählenden Fanclub Red Boys Theley sagt: "Die Maßnahmen, die der neue Trainer trifft, finde ich gut. Ich habe nur ein Problem mit dem Charakter Klinsmanns. Einige Äußerungen und die Tatsache, wie er mit manchen Leuten umspringt, gefällt mir nicht." Dennoch hofft Sinnewe: "Meisterschaft und Pokal sollten machbar sein, für die Champions League erhoffe ich mir zumindest das Halbfinale." Vielleicht kommt Sinnewe gar in den Genuss, das Endspiel der Königsklasse in Rom mit Bayern-Beteiligung zu begutachten. "Wir waren in Barcelona 1999 und Mailand 2001 im Stadion, das waren die absoluten Highlights." Auch Jörg Thurnes saß am 26. Mai 1999 im Camp Nou und musste mitansehen, wie "sein" Klub in der Nachspielzeit das Finale gegen Manchester United mit 1:2 verlor. "Das war hochdramatisch", erinnert sich der 1. Vorsitzende des Fanclubs Primstal. Er glaubt: "Wenn wir da wieder hin wollen, brauchen wir im Mittelfeld unbedingt noch eine Verstärkung. Wenn Ribery mal ausfallen sollte, wird es eng." Der Franzose wird nach seiner Verletzung wohl erst wieder im September auflaufen können. Spätestens dann wollen Thurnes und Co auch wieder "ihre" Bayern live im Stadion anfeuern. "Klinsmann hat bei der WM Oliver Kahn aus- gebootet. Ein Bayern-Fan vergisst das nicht."Harald Schmidt